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Informieren, beraten, unterhalten

Lukas Kircher, Cope Content Performance Group
Lukas Kircher, Cope Content Performance Group(c) Arthur Michalek
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Warum Information oft besser wirkt als Werbung, erklärt Lukas Kircher, Chief Creative Consultant bei der Cope Content Performance Group.

Marcus Sheridan hat es vorgemacht, wie Content-Marketing in der Praxis funktioniert. Der Swimmingpool-Verkäufer aus Virginia/USA musste 2008 erleben, wie seinem Unternehmen, River Pools and Spas, der Untergang drohte. Die Wirtschaft schlitterte in die Krise, er verlor laufend Kunden – kurz: Ihm stand das Wasser bis zum Hals. Er wollte wieder Oberwasser bekommen und schlüpfte dazu in die Rolle der Kunden. Er überlegte, welche Fragen rund um Pools sie wohl interessieren würden, und fing an, sein Fachwissen in Blogartikel fließen zu lassen. Ohne auf seine Produkte hinzuweisen und schon gar nicht, sie anzupreisen. Der Plan ging nach einiger Zeit dennoch auf: Interessenten informierten sich in seinem Blog, viele von ihnen wurden zu Käufern.

Alltagsfragen beantworten

Content-Marketing, sagt Lukas Kircher, „erhöht die Chancen auf Wahrnehmung.“ Der gebürtige Kärntner Kircher ist der Mann der ersten Stunde des Content-Marketings im deutschsprachigen Raum, Gründer von C3 Creative Code and Content. Im Sommer verkaufte er seine Anteile und ist nun Chief Creative Consultant bei der Cope Content Performance Group, einer Styria-Tochter. Konkret geht es bei Content-Marketing darum, die Zielgruppe mit informierenden, beratenden und unterhaltenden Inhalten, die journalistisch anmuten, anzusprechen. Mit dem klaren Ziel, auf das eigene Unternehmen, die Marke bzw. das Leistungsangebot aufmerksam zu machen.

Zur Person

Lukas Kircher ist Content-Marketing-Pionier im deutschsprachigen Raum und Gründer von C3 Creative Code and Con-tent. Der gebürtige Kärntner studierte an der Angewandten in Wien und arbeitete u. a. für die „Presse“. Seit Sommer ist er Chief Creative Consultant bei der Cope Content Performance Group.

Das funktioniere letztlich auch deswegen, weil Menschen den Drang haben, unerwünschte Werbung oder Kommunikation auszublenden, und sich angesichts Tausender Angebote täglich auf wenige ausgewählte Inhalte konzentrieren möchten, sagt Kircher. Daher sei entscheidend, dass diese Content-Marketing-Inhalte entweder dem Zeitvertreib dienen oder – und das ist die relevantere Variante – Fragen des Alltags beantworten und so daherkommen,„als ob sie kein spezielles Produkt verkaufen möchten“.

Warum Unternehmen auf Content-Marketing setzen sollten, auch wenn es ein Jahr oder länger dauert, bis die Maßnahmen greifen, erklärt Kircher so: Anders als bei herkömmlicher Werbung könne man eine eigene Datenbasis und eigene Kundenbeziehungen aufbauen. Das Vehikel kann die Website, ein Blog oder auch ein Newsletter sein.

Weil Content-Marketing also Zeit braucht, versuchen Unternehmen, eine Abkürzung zu nehmen, indem sie ganze Fachpublikationen kaufen und über sie kommunizieren.

Ein anderer Trend ist, die interne und externe Kommunikation zusammenzuführen. Entsprechend entstehen derzeit Corporate oder Brand Newsrooms, aus denen heraus sämtliche Kanäle synchron bespielt werden.

Das ist umso wichtiger, als Unternehmen mittlerweile 24/7, also gleichsam rund um die Uhr, kommunizieren und das Geschehen – vor allem auf Social Media – im Auge haben müssen.

Zunächst: Konzentration

Unternehmen, die Content-Marketing einführen wollen, rät Kircher, sich zunächst auf einen Kanal zu konzentrieren, der gut zur Kernzielgruppe passt. Die Inhalte, die dort erscheinen, sollte man dafür aber „sensationell“ machen. Denn allzu oft sei, was als Content-Marketing angepriesen werde, eine „getarnte Kampagne“.(mhk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.10.2021)

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