Jubel für Teodor Currentzis und „musicAeterna“ mit Gustav Mahlers Fünfter und einer zeitgenössischen Novität im Konzerthaus.
Teodor Currentzis ist und bleibt das populärste, wichtigste Enfant terrible der Musikwelt. Als solches liebt er Extremwerte in Tempo, Dynamik und Details so sehr, dass sie sich in seinen Darstellungen manchmal vor das Ganze zu drängen drohen, dass die Werke in Effekte zerfallen. Das passierte diesmal im Finale von Gustav Mahlers Symphonie Nr. 5: Es blieb zu heterogen, zu gereiht, ohne fantastisch einenden Stimmungsaufschwung. Wer dahinter eine Absicht vermuten möchte: Nein, auch ein Potemkin'sches Jubeldorf war nicht zu erleben, so wie etwa in Schostakowitschs Fünfter, dazu fehlte die Ahnung dunkler Kräfte im Hintergrund.
Ekstatisch-dionysischer Stil
Aber insgesamt bleibt sich Currentzis bei Mahler nicht nur selbst treu, dessen Werke scheinen seinem ekstatisch-dionysischen Musizierstil auch entgegenzukommen. Mahlers Partituren verlangen ja im Dickicht orchestralen Kontrapunkts immer noch eine weitere Winzigkeit, die leicht zu übersehen ist und desto schwieriger herauszubringen. Das stillt in gewisser Weise Currentzis' Hunger nach Exzentrizität: Anderswo muss er sie selbst erzeugen, hier findet er genug im Original. Freilich kann es auch passieren, dass ein von Mahler „schwungvoll“ verlangter Pianissimo-Einsatz der Primgeigen im Walzertempo – in den tänzerischen (Alb-)Traumepisoden des Scherzos – als das Gegenteil daherkommt, nämlich mit einer zögerlichen Fermate auf dem Auftakt und dann vorsichtigem Trippelschritt. Und manch subtile, raffiniert formulierte Tempomodifikation (z. B. „Von hier an nicht mehr schleppen!“) geht wohl in der Übersetzung verloren.