„Wikileaks“: Hunderte Iraker an US-Checkpoints getötet

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Wikileaks Alles Nachrichten gestern(c) REUTERS (STEPHANIE MCGEHEE)
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Die Internetplattform „Wikileaks“ soll Dokumente über die Erschießung von Irakern durch US-Soldaten besitzen. Auch zahlreiche Fälle von Folter und Missbrauch irakischer Häftlinge sollen belegt sein.

Alle reden über die WikiLeaks, doch die Enthüllungs-Plattform selbst war am frühen Samstag zeitweise nicht zu erreichen. "Tut uns leid", hieß es auf der Website. Wegen routinemäßiger Wartungsarbeiten sei der Zugang nicht möglich. "Wir werden so schnell wie möglich wieder online sein." In Twitter-Mitteilungen hieß es dazu, die Server seien wohl angesichts des Ansturms einfach überlastet. Man solle es einfach immer wieder versuchen. Mittlerweile ist die Website aber wieder anzusurfen.

WikiLeaks hatte zuvor Hunderttausender Militärdokumente aus dem Irak-Krieg mehreren Medien wie dem "Spiegel", der "New York Times" und dem "Guardian" im Voraus zur Verfügung gestellt. Es wird erwartet, dass die geheimen Unterlagen im Laufe des Tages von WikiLeaks ins Netz gestellt werden.

>>> Mehr: Der Kern-Inhalt der Dokumente

"Zahlreiche Fälle von Folter und Missbrauch"

Am Freitagabend wurden erste Details der seit Tagen angekündigten neuen Veröffentlichungen von „Wikileaks“ bekannt. Laut dem arabischen TV-Sender Al Jazeera, der sich auf Informationen der Internetplattform beruft, seien an US-Checkpoints im Irak „hunderte“ irakische Zivilisten getötet worden. Dies gehe aus geheimen US-Militärdokumenten über den Krieg im Irak hervor, die im Besitz von Wikileaks seien. Die Dokumente belegten "zahlreiche Fälle von Folter und Missbrauch irakischer Häftlinge durch irakische Polizisten und Soldaten", berichtete Al Jazeera unter Berufung auf „Wikileaks“ weiter. Die USA hätten die staatlich sanktionierten Folterpraktiken vertuscht. Die US-Armee habe laut den Militärdokumenten die Anweisung erhalten, nicht gegen die Folter einzuschreiten.

Pentagon lässt sich nicht überraschen

Das Pentagon hatte zuvor erklärt, dass man von den angekündigten Veröffentlichungen „keine großen Überraschungen“ erwarte. Es handle sich wahrscheinlich um „Nachrichten von gestern“, über die bereits berichtet worden sei, sagte ein Sprecher. Wikileaks selbst gab am Freitag keine Stellungnahme ab. Im Internet wurde lediglich auf eine geplante Pressekonferenz hingewiesen.

Amnesty International fordert Untersuchung

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat die USA mittlerweile schon aufgefordert, die von der Internetplattform aufgedeckten Übergriffe in irakischen Gefängnissen zu untersuchen. Washington müsse aufklären, "was US-Verantwortliche über Folter und Misshandlung von Gefangenen in irakischen Haftanstalten wussten", erklärte die Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland, Monika Lüke, in der Nacht auf Samstag in Berlin. Ihre Organisation habe die jetzt veröffentlichten Dokumente noch nicht prüfen können, "auf den ersten Blick" untermauerten sie aber "unsere Auffassung, dass die USA gegen internationales Recht verstoßen haben, als sie tausende Gefangene an die irakischen Behörden übergeben haben".

>>> Hier geht's zu Wikileaks.

(Ag./red.)

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