Mittelstandstagung

Lösungsorientierter Zugang gesucht

„Corona, und was jetzt“, lautete das diesjährige Motto der Mittelstandstagung, die heuer in virtueller Form über die Bühne ging und wieder hochkarätige Speaker zu bieten hatte.

Jede Krise ist gleichzeitig eine Chance - ein Spruch, den Experten in Krisenzeiten nicht müde werden zu betonen. Die Coronapandemie hat die heimische Wirtschaft in der Tat nachhaltig verändert und Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt. Man denke an den gewaltigen Digitalisierungsschub. Viele Trends sind gekommen, um zu bleiben. Andere Entwicklungen waren aber nur vorübergehend, wie etwa Sonderförderungen und das Aufschieben von Tilgungsraten. In vielen Bereichen, wie etwa Recht und Finanzierung, haben sich gerade für mittelständische Unternehmer zahlreiche Fragezeichen aufgetan. Die Mittelstandstagung versuchte Antworten, aber auch konkrete Lösungsansätze zu liefern. Veranstaltet wurde das Event von der „Presse“ in Kooperation mit der ARS Akademie, Österreichs größtem privaten Fachseminaranbieter, Kreditversicherer Coface, der international tätigen Wirtschaftsrechtskanzlei E+H Eisenberger + Herzog Rechtsanwalts GmbH, dem ETC Enterprise Training Center, Österreichs führendem Qualifizierungspartner, dem Finanzierungsunternehmen Mittelstandskapital und der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien AG. Coronabedingt musste die Mittelstandstagung heuer in virtueller Form über die Bühne gehen, bei der das Publikum via Online-Stream teilnehmen und interaktiv mitwirken konnte. In gewohnter Manier hatte die Veranstaltung ein attraktives Programm und hochkarätige Speaker zu bieten.

Leben im Grenzbereich

Reinhard Karl, Generaldirektor-Stellvertreter und Kommerzkunden-Vorstand der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien AG (RLB NÖ-Wien) lobte in seiner Begrüßungsrede den starken Unternehmergeist, der die heimischen Betriebe auszeichne. „Die Coronakrise hat uns alle aus der Komfortzone geholt. Wie es jedoch vielen Unternehmern gelungen ist, mit innovativen Strategien auf die Situation zu reagieren, ist beeindruckend.“ Passend dazu ging der erste Keynote-Speaker der Tagung auf dieses Thema ein. Grenzgänger Christian Redl, mehrfacher Weltrekordhalter im Apnoe-Tauchen, Motivator und Buchautor, zeigte auf, wie man bei kalkulierbaren Risiken seine Grenzen verschieben kann. Als Grenzbereich definiert Redl jenen Zustand, in dem es keine Steigerungen mehr gibt. „Jeder von uns kommt irgendwann in seinem Leben in solche Grenzbereiche. Die Coronakrise ist ein Musterbeispiel dafür“, sagte der Speaker, der die Faszination fürs Apnoe-Tauchen - also das Tauchen ohne Sauerstoffflasche - als Jugendlicher durch den Kinofilm „The deep blue - Im Rausch der Tiefe“ das erste Mal erfuhr. Von da an wusste er, dass er Freitauchen möchte. Christian Redl ist übrigends auch ehemaliger Investmentbanker. Auch hier war ein Kinofilm - in diesem Fall „Wall Street“ mit Michael Douglas in der Hauptrolle - der Auslöser seiner Begeisterung für den Börsen-Job.

Kein Adrenalinjunkie

»„Häufig haben wir Angst vor Dingen, die gar nicht eintreten. Angst ist etwas Limitierendes. Mit Angst geht man nicht an seine Grenzen“«

Christian Red, Apnoe-Taucher und Grenzgänger

Lange Luft anhalten kann er. Viele seiner Apnoe-Weltrekorde werden nur von ihm selbst geschlagen. Rein auf die Dauer kommt es dem Grenzgänger aber nicht an. „Theoretisch könnte man auch im Hallenbad so viele Längen tauchen, bis man den Weltrekord geknackt hat. Aber das ist wenig reizvoll, weil man jederzeit auftauchen und nach Luft schnappen könnte.“Redl braucht die ultimative Herausforderung, um an seine Leistungsgrenze zu stoßen und sie zu versetzen. Etwa beim Tauchen unter Eis. „Da gibt es nur ein Einstiegs- und ein Ausstiegsloch und wenn man erst einmal begonnen hat, gibt es kein Zurück mehr.“ So ein Vorhaben setzt einen kühlen Kopf voraus: „Mit positiven Gedanken wird mein Herzschlag ruhiger, ich werde entspannter und kann weiter tauchen. Mit negativen Gedanken ist mein Herzschlag erhöht, ich verkrampfe und kann logischerweise nicht so lange tauchen.“

(c) Guenther Peroutka

Gleichzeitig betonte Redl aber auch, dass er niemals ein unkalkulierbares Risiko eingeht. Bei all seinen Abenteuern begleitet ihn stets ein Betreuerstab, bestehend aus Sicherheitstauchern und Medizinern. Denn gute Vorbereitung ist die Quintessenz jedes Erfolges. Und hieraus zog man als Zuhörer auch die wertvollen Botschaften des Motivators: „Häufig haben wir Angst vor Dingen, die gar nicht eintreten. Angst ist etwas Limitierendes. Tritt es ein, geht man nicht mehr an seine Grenzen.“ Die Angst muss man abschütteln. Wichtig ist hingegen der Respekt - und das inkludiert eine gute Vorbereitung, um ein Risiko zu dezimieren. Ein Risikomanager ist kein Adrenalinjunkie, sondern ein Vorausdenker, der das Unvorhersehbare mitberücksichtigt, um keine bösen Überraschungen zu erleben - so die vielleicht spannendste Message des Weltrekordhalters.

Alles ist lösbar

Für Redl gibt es nichts Schrecklicheres als den Satz: „Das geht nicht“, denn auf jedes Problem gibt es eine Lösung. Die Kunst ist, ob man sich so weit aus der Komfortzone wagt, um diese Lösung zu erzielen. Christian Redl ist in dieser Übung unschlagbar. Bei seinem Weltrekordversuch, den höchsten Tauchgang der Welt zu absolvieren, musste er nicht nur seine Höhenangst überwinden, sondern auch das Problem mit dem geringen Sauerstoffgehalt in der Höhe in den Griff bekommen. „Dazu muss man in der Lage sein, Perspektiven zu ändern und nach Lösungen zu suchen“, sagte Redl und gab dem Publikum zwei essenzielle Fragen mit auf den Weg, die man sich stellen sollte, wenn man ein Ziel vor Augen hat:

  • Warum wollen Sie dieses Problem lösen?
    Wie sehr wollen Sie das Problem lösen?

Ergeben die Antworten, dass man für dieses Ziel brennt, ist jedes Hindernis überwindbar. „Dann kommt man von einem problemorientierten Denken automatisch zu einem lösungsorientierten Denken.“ Geimpft mit positiven Gedanken ging es bei der Mittelstandstagung danach tiefer in die Materie zu den Themen Finanzen, Digitalisierung, Sicherheit, Bildung und Export.

Impressum:

Die Mittelstandstagung fand auf Einladung von „Die Presse“ statt und wurde finanziell unterstützt von der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien AG, ARS Akademie, Coface, E+H Eisenberger + Herzog Rechtsanwalts GmbH, ETC Enterprise Training Center und Mittelstandskapital.


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.