Großbritannien

Wie Boris Johnson im Kampf gegen Corona versagte

APA/AFP/OLI SCARFF
  • Drucken

Ein Untersuchungsbericht des britischen Parlaments fällt ein verheerendes Urteil über die Regierung Johnson: „Gruppendenken“, „Fatalismus“ undn der Verzögerungen im Kampf gegen Corona hätten Zehntausenden Menschen das Leben gekostet.

Als das Coronavirus Anfang 2020 die Küste Großbritanniens erreichte, machte sich Premierminister Boris Johnson öffentlich über erste Warnungen lustig. „Händewaschen und ,God Save the Queen‘-Singen“, empfahl er seinen Landsleuten als Schutz gegen den Erreger. Aus Spaß wurde bald trauriger Ernst: Mit 163.437 Toten hat Großbritannien die höchste Opferzahl Westeuropas zu beklagen. Ein Parlamentsbericht kommt nun zu dem Schluss, die erste Reaktion auf die Epidemie sei „eines der schlimmsten Versagen des öffentlichen Gesundheitswesens“ in der Geschichte des Landes gewesen.
Die Regierung erkannte die Gefahr nicht, obwohl sich die Krankheit in China und später in Italien rasant ausbreitete. Stattdessen hüllten sich die Verantwortlichen „in einen Schleier der Ignoranz“. Als ein Leugnen der Realität nicht länger möglich war, sei das Land zunächst unvorbereitet gewesen und habe dann den falschen Ansatz gewählt: „Es bestand eine Art von Gruppendenken“, sagte Ex-Gesundheitsminister Jeremy Hunt, einer der Autoren des Berichts.

Auf Herdenimmunität gesetzt

Dabei hätten sich Regierung und Experten gegenseitig in falschen Einschätzungen bestärkt, während niemand in entscheidenden Momenten Verantwortung übernommen habe. Zu Beginn der Pandemie habe man nur Teilmaßnahmen gewählt, weil man davon ausging, „dass drastische Einschränkungen ohnehin nicht durchsetzbar“ gewesen wären.
Ausdrücklich kritisiert wird ein Fatalismus im Kampf gegen Corona. Zwar habe die Regierung nicht bewusst auf Herdenimmunität gesetzt, sagte Hunt, aber: „Man hat akzeptiert, dass eine Ansteckung der ganzen Bevölkerung letztlich der einzige Weg sei, die Ausbreitung des Virus zu stoppen.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.