Morgenglosse

Kurz und Foda: Erst der Kanzler, jetzt der Teamchef

Franco Foda
Franco Foda APA/ROBERT JAEGER
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Was haben ÖVP und ÖFB derzeit gemein? Eine sehr heikle „Teamchef-Frage“. Bei den Fußballern ist die Sachlage nach dem 0:1 in Dänemark allerdings weitaus klarer.

Die Mechanismen in Politik und Sport sind ähnlich. Sowohl ÖVP wie ÖFB lechzen nach Erfolg. Gerät er nach Errungenschaften, etwa Wahlsiegen oder erstaunlichen EM-Auftritten, in Gefahr und bleibt wie in der kläglich verspielten WM-Qualifikation komplett aus, drängt sich die „Teamchef-Frage“ auf. Die ganze Mannschaft kann man da wie dort nicht tauschen. Sebastian Kurz trat also „zur Seite“. Im Fußball sind Rücktritte auch selten, des Geldes wegen. Dafür sind Entlassungen die Norm.

Das 0:1 der Fußballer in Dänemark war eine Offenbarung. Im Angriff erschreckend schwach und chancenlos, in der Abwehr bemüht – in Ballbesitz heillos uninspiriert. Franco Foda wusste, was es geschlagen hat: Österreich kann sich nur noch über das Play-Off im März 2022 (dank des Nations-League-Erfolges) für die WM in Katar qualifizieren. Dass der Deutsche dann noch Teamchef ist, scheint ausgeschlossen. Denn es stimmt nichts mehr, auch Auftritte und Kommunikation muten zusehends eigenartiger an.

Am Sonntag übernimmt der Burgenländer Gerhard Milletich das Amt des ÖFB-Präsidenten – und müsste als Einstandsgeschenk eigentlich ein Machtwort sprechen. Den Auftrag zur Suche nach „Alternativen“ hat er ohnehin längst gegeben. Da bleibt in Wahrheit, ganz ohne Schatten und Kontrolle, nur ein seriöser Anwärter übrig: Peter Stöger.

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass ÖVP-Kanzler und Teamchef binnen sehr kurzer Zeit ihren Job verloren. Am 24. Februar 1964 schmiss Karl Decker hin, einen Tag später die Regierung unter Alfons Gorbach (passend: ÖVP). Und jetzt, 57 Jahre später? Österreich hat das Siegen mühsam gelernt. Und schnell wieder verlernt. Immer wieder.

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