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Insider: VW-Chef warnt vor Jobabbau durch Elektro-Wende

APA/AFP/POOL/HENDRIK SCHMIDT
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Bis zu 30.000 Abeitsplätze seien Konzernchef Diess zufolge durch die Umstellung auf elektroautos in Gefahr, wie Insider berichten.

Volkswagen-Chef Herbert Diess hat Insidern zufolge vor einem drastischen Stellenabbau durch die Umstellung auf Elektroautos gewarnt. Diess habe ein Szenario ausgemalt, nach dem bis zu 30.000 Arbeitsplätze in Gefahr wären, wenn die Kernmarke Volkswagen beim notwendigen Umbau von Verbrenner- auf E-Modelle zu langsam wäre, sagten zwei mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Das "Handelsblatt" hatte zuvor berichtet, der Konzernchef habe dieses Szenario bei der letzten Aufsichtsratssitzung Ende September präsentiert und sei damit auf Widerspruch gestoßen. In Aufsichtsratskreisen hieß es, die Vertreter von Eigentümern und Arbeitnehmern teilten Diess' Einschätzung, dass der Handlungsdruck groß ist und weiterhin dagegen gesteuert werden müsse. Neue Pläne zu Stellenabbau habe Diess damit nicht angekündigt.

"Konkrete Szenarien gibt es nicht", erklärte ein VW-Sprecher. Doch das Stammwerk Wolfsburg müsse sich angesichts des Konkurrenten Tesla, der bald seine erste Fabrik in Europa in Grünheide bei Berlin eröffnet, mit seiner Wettbewerbsfähigkeit befassen. "Tesla in Grünheide wird neue Maßstäbe in der Produktivität und bei den Skalen setzen." Die Debatte sei jetzt angestoßen. Wie das "Handelsblatt" weiter berichtete, treibt den VW-Chef um, dass der US-Elektroautopionier viel effizienter arbeiten werde. Während Tesla zum Bau von 500.000 Autos im Jahr nur 10.000 Beschäftigte einplane, habe das größte deutsche VW-Werk Wolfsburg vor der Corona-Krise mit 25.000 Menschen etwa 700.000 Autos hergestellt.

Betriebsrat: „Abbau von 30.000 Arbeitsplätzen ist absurd"

Der Betriebsrat von VW wollte sich zu Spekulationen über Interna aus dem Aufsichtsrat nicht äußern. "Unabhängig davon gilt aber: Ein Abbau von 30.000 Arbeitsplätzen - das wäre in der Volkswagen AG jeder vierte - ist absurd und entbehrt jeder Grundlage", ergänzte ein Betriebsratssprecher. Bezogen auf die Produktion wäre das fast die Hälfte der Jobs. Nach einer Studie des Fraunhofer Instituts kann VW den mit der E-Mobilität einhergehenden Arbeitsvolumenrückgang über sozialverträglichen Stellenabbau und neue Jobs etwa in der Batteriefertigung bewältigen.

Volkswagen stellt bereits die Standorte Zwickau, Emden und Hannover von Verbrenner- auf Elektroautos um. Das Hauptwerk soll 2026 mit dem autonom fahrenden Elektro-Modell Trinity folgen. VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo forderte kürzlich, Wolfsburg müsse schon 2024 ein volumenfähiges E-Automodell produzieren, um für genügend Auslastung zu sorgen. Auch Diess gehe die Umstellung in Wolfsburg zu langsam, sagte ein Insider.

Die Diskussion läuft vor dem Hintergrund der jährlichen Planungsrunde bei Volkswagen, in der Weichen für die kommenden fünf Jahre gestellt werden. Der Aufsichtsrat entscheidet darüber am 12. November.

(Reuters)

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