Neues Buch

Krimiautor Thomas Baum: Linz im Blackout

(c) © Sarah Baum
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In „Schwarze Sterne“ lässt der Linzer Schriftsteller und Drehbuchautor Thomas Baum seine Heimatstadt Opfer von Cyberattacken werden.

Als er eines Morgens in sein Büro kommt, wie immer den Computer aufdreht, ist auf einmal alles anders: Statt des üblichen Desktophintergrundes taucht eine Erpresserbotschaft auf dem Bildschirm auf: Seine Dateien seien verschlüsselt worden. Nur wenn er eine gewisse Summe in Bitcoin zahle, würden die Daten wieder freigegeben.

Auch wenn es danach klingt: Das ist nicht der Beginn eines Krimis. Vielmehr ist genau das dem Linzer Autor Thomas Baum vor einiger Zeit passiert. Weil er das Lösegeld nicht gezahlt hat, „war wirklich eine ganze Menge an Daten weg, darunter auch Drehbücher für Serien“, erzählt er.
Für Baum war diese Cyberattacke „ein Schlüsselerlebnis“. Zum einen wurde ihm bewusst, dass tatsächlich jeder Opfer eines Cyberangriffs

werden kann, „nicht nur große Konzerne oder Ministerien. Wir hören davon täglich, aber niemand mag wirklich glauben, dass er selbst auch betroffen sein könnte. Mir ist es genauso gegangen.“

Zum anderen war der Hackerangriff auch Auslöser dafür, sich intensiver mit Cyberkriminalität zu beschäftigen – und sie zu einem der zentralen Themen in seinem neuen Krimi, „Schwarze Sterne“, zu machen, dem vierten Band um Ermittler Worschädl, der sich mit Cyberangriffen auf Linz auseinandersetzen muss: Zuerst setzen die Hacker alle Ampelanlagen auf Grün, dann fällt in einigen Stadtteilen der Strom aus.

Auch wenn das für viele (nur) nach dem Stoff eines spannenden Krimis klingt: Alles, was in „Schwarze Sterne“ beschrieben ist, „könnte genau so passieren“, sagt Baum, der für die Recherche auch einen IT-Spezialisten zurate gezogen hat.

Gewalt unter Frauen

Wie er generell für seine Krimis sehr ausgiebig recherchiert: Das Internet verführe zwar dazu, sich schnell online Wissen zu gewissen Themen anzueignen: Baum aber findet, dass man „den Alltag und die Normalität“ seiner Figuren selbst kennenlernen muss, um sie authentisch zu beschreiben. Weshalb sich Baum etwa auch „trotz meiner Höhenangst“ in ein Segelflugzeug gesetzt hat, um die Abläufe bei Start, Flug und Landung mitzuerleben und entsprechend lebendig beschreiben zu können.

Auch wenn die Cyberangriffe auf Linz einen wichtigen Part im Buch einnehmen, geht es doch auch um ein anderes, schwieriges Thema: Gewalt. Und zwar unter Frauen: Die Jugendliche Jasmin, in die rechtsradikale Szene abgedriftet, schlägt ihre Mutter, Daniela, weshalb Daniela ihr Kind „bis aufs Blut“ hasst, zugleich aber auch Angst vor ihm hat.

Ein heftiger Einstieg in Baums Krimi. Und kein unrealistischer, wie er sagt. Baum ist neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller auch psychologischer Berater und Supervisor und begleitet regelmäßig Sozialarbeiter. Dabei begegne ihm auch das Phänomen weibliche Gewalt immer wieder.

Kurze Kapitel, schnelle Schnitte

Generell bleibt Baum seinem Stil auch im neuen Worschädl-Krimi treu – kurze Kapitel, schnelle Schnitte. Cliffhanger würden das viele nennen, Baum selbst spricht vom „Trampolineffekt“. Also eine Art Trampolin am Ende der Szene, „das der Geschichte einen Schwung gibt“, sagt er. „Für mich ist es wichtig, dass eine Szene so endet, dass der Leser animiert wird, weiterzudenken, die Pausen selbst zu füllen. Das Unterbewusstsein soll emsig mitarbeiten.“

Drehbuch versus Roman

Aktuell arbeitet Baum am Drehbuch für einen Kinofilm. Das Drehbuchschreiben unterscheide sich natürlich sehr vom Verfassen eines Romans. Nicht nur, weil Drehbücher „eine sehr ökonomische Struktur“ haben, also etwa genau auf 45 oder 90 Minuten ausgerichtet sein müssen. „Beim Drehbuch bin ich in einer ständigen Kommunikation mit Redakteuren, Produzenten, Schauspielern. Das ist eine dauernde Auseinandersetzung. Diesen Kommunikationsprozessen muss man sich stellen können.“

Beim Romanschreiben hingegen „bin ich natürlich um einiges freier, den größten Teil der Zeit arbeite ich allein“, ehe die ersten Testleserinnen – Baums Frau und seine Töchter – ihr Feedback geben.
Auch für seine Worschädl-Krimis würde er gern selbst das Drehbuch schreiben, sollten sie verfilmt werden. Allerdings müsse dann der Romanautor in ihm auf Distanz zum Drehbuchautor – der wohl für das Skript das eine oder andere aus dem Buch radikal streichen müsste – gehen können. Aber reizen, sagt Baum, „würde mich das sehr“.

Zur Person

Thomas Baum lebt als Autor und psychologischer Berater in Linz. Baum hat zahlreiche Drehbücher verfasst, u. a. für den „Tatort“. Mit Andreas Prohaska schrieb er auch das Drehbuch zum Horrorthriller „In drei Tagen bist du tot“ (2006).

Soeben ist mit „Schwarze Sterne“ der vierte Teil seiner Krimireihe um Ermittler Worschädl (14,95 €, Haymon) erschienen. Baum liest daraus am 18. Oktober im Posthof Linz (20 Uhr) sowie beim Krimifest Tirol am 24. und 25. Oktober. www.thomasbaum.at

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