Prognose

Deutsches Wirtschaftswachstum bricht stark ein

APA/AFP/RONNY HARTMANN
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Lieferengpässe und hohe Energiepreise setzen der deutschen Volkswirtschaft stärker zu als erwartet. Die führenden Wirtschaftsforscher stutzten ihre Prognose für heuer von 3,7 auf 2,4 Prozent Wachstum hinunter.

Der akute Materialmangel kostet der Industrienation Deutschland heuer mehr als ein Prozent Wirtschaftswachstum. Das gaben die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute am Donnerstag bekannt. Sie rechnen nun mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,4 Prozent. Noch im Frühjahr hatten die Ökonomen ein Wachstum von 3,7 Prozent vorhergesagt. Somit wächst die Wirtschaft des große Nachbarn heuer voraussichtlich nur etwa halb so stark wie die österreichische. Das Wirtschaftsforschungsinstitut geht in Österreich von einem Wachstum von 4,4 Prozent aus.

Tatsächlich ist aber ein Vergleich zwischen Deutschland und Österreich schwierig. Denn die heimische, stark vom Tourismus abhängige Wirtschaft hat auch einen größeren Aufholbedarf. Im Vorjahr schrumpfte das BIP um 65,7 Prozent, jenes in Deutschland „nur“ um knapp fünf Prozent.

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland sei nach wie vor von der Corona-Pandemie gekennzeichnet, hieß es am Donnerstag. Eine vollständige Normalisierung „kontaktintensiver Aktivitäten“ sei kurzfristig nicht zu erwarten. Es sei davon auszugehen, dass im Winter die Aktivität im Dienstleistungsbereich auch bei geringem Infektionsgeschehen unter dem sonst üblichen Niveau bleiben werde. Außerdem behinderten Lieferengpässe die Industrie. Im Verlauf des Jahres 2022 dürfte die deutsche Wirtschaft wieder die Normalauslastung erreichen.
Laut Prognose der Institute steigt das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2022 um 4,8 Prozent. In ihrer Frühjahrsprognose gingen die Institute von einem Plus um 3,9 Prozent für das nächste Jahr aus. Mit anderen Worten: Es gibt in Deutschland vor allem aufgrund der Lieferengpässe einen Rückstau. Zum Vergleich: Auch in Österreich rechnen die Wirtschaftsforscher im nächsten Jahr mit einem Wachstum von 4,8 Prozent.

Inflation bei 4,1 Prozent

In Deutschland rechnen die Institute außerdem mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um drei Prozent im laufenden Jahr und um 2,5 Prozent im Jahr 2022. Gestiegene Energiepreise hatten die Inflation in Deutschland zuletzt weiter angeheizt. Im September kletterten die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 4,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitgeteilte hatte. Weiter hieß es in der Prognose, das Defizit der öffentlichen Haushalte dürfte von 4,9 Prozent in Relation zum Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr auf 2,1 Prozent im kommenden Jahr zurückgehen.

Vor allem die deutsche Autoindustrie ist von den aktuellen Entwicklungen stark betroffen. Im Vorjahr war die Autoproduktion aufgrund der Pandemie um 24,6 Prozent eingebrochen.

Die sogenannte Gemeinschaftsdiagnose der Institute wird zweimal im Jahr erstellt, im Frühjahr sowie im Herbst - und zwar vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, dem Ifo-Institut, dem Institut für Weltwirtschaft, dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle und dem RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Essen. (ag/red.)

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