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Wie Wien zur CO2-neutralen Stadt werden will

Die Presse/Fabry
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Bis 2040 sollen Geothermie und Wärmepumpen die Gasthermen in Wien ersetzen. Wer die 21 Milliarden Euro für die Umrüstung der Stadt bezahlt, bleibt offen.

Wien. 411.000 Haushalte in Wien heizen und kochen mit Erdgas. Auf sie kommen nach den Plänen der rot-pinken Stadtregierung bald große Veränderungen zu. Bis 2040 will Wien bekanntlich klimaneutral werden, also unter dem Strich keine Treibhausgase mehr emittieren. Mehr U-Bahnen und Elektroautos allein werden dafür nicht reichen. Auch der Strommix der Millionenstadt und vor allem ihre Wärmeversorgung werden sich in den kommenden 19 Jahren grundlegend ändern müssen. „Es ist die Veränderung schlechthin in unserer Generation“, sagte Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ). Aber sie ist realisierbar.

Das ist zumindest das Ergebnis einer Studie der Wirtschaftsberater Compass Lexecon, die im Auftrag der Wien Energie einen Fahrplan zur CO2-neutralen Stadt ausgearbeitet haben. Aktuell ist die Bundeshauptstadt von diesem Ziel noch weit entfernt. Drei Viertel des Stroms werden immer noch aus fossilen Kraftwerken geliefert. Im Heizungsbereich stützt sich Wien auf Erdgas und (ebenfalls noch nicht CO2-freie) Fernwärme.

Trotz steigender Einwohnerzahlen werde der Energiebedarf der Stadt bis 2040 sinken, erwarten die Autoren. Der Bedarf an Elektrizität werde allerdings um 63 Prozent in die Höhe schießen. Selbst versorgen kann sich Wien dann nicht mehr. Die Stromimporte steigen von heute 2,1 auf 11,3 Terawattstunden (TWh) im Jahr.

Importbedarf steigt massiv

In Summe seien 21 Milliarden Euro an Investitionen notwendig, um Wien zu einer klimaneutralen Stadt umzurüsten. Der große Hebel liege nicht im Stromsektor – hier sind die direkten Investitionen in Wien mit 1,3 Milliarden Euro eher gering. 7,3 Mrd. Euro kosten Ökostromanlagen anderswo, die notwendig sind, um den Import Wiens zu sichern. Entscheidend für den Erfolg des rot-pinken Klimaplans ist aber der Gebäudesektor. 18,4 Milliarden Euro müssten demnach in den nächsten zwei Jahrzehnten in den Wärmebereich fließen. Zehn Milliarden Euro in die thermische Sanierung der Gebäude, sechs Milliarden in den Tausch bestehender Heizungssysteme, der Rest in Geothermie und Großwärmepumpen, um auch die Fernwärme grüner zu machen.

Der vorgelegte Fahrplan hat einige Haken. So sieht das Modell etwa eine CO2-Abscheidung und -Speicherung vor, was in Österreich per Gesetz verboten ist. Unklar ist auch, wie Hunderttausende Wohnungseigentümer dazu bewegt werden sollen, Zigtausende Euro in neue Heizungssysteme zu investieren. 30 Prozent der Gasheizungsbesitzer könnten an das Fernwärmenetz angeschlossen werden, sagt Wien-Energie-Chef Michael Strebl. Alle anderen brauchen „maßgeschneiderte Lösungen“. Die Kosten dafür können Mieter und Eigentümer nicht allein tragen, sagt die Wiener SPÖ und zeigt in Richtung Bund: Die Regierung müsse rasch große Förderprogramme auflegen.

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