Lokalkritik

Testessen im Stadler & Thomas

Stadler & Thomas
Stadler & ThomasChristine Pichler
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Warum man in der Stadt lebt und wie gut ein Wildfang schmeckt. Ein Abendessen bei Stadler & Thomas.

Manche Geschichten klingen wie eine sympathische TV-Vorabendserie: Die beiden jungen Freunde und Köche Konstantin Stadler und Andreas Thomas haben gemeinsam (und teils allein) in ­klingenden Institutionen wie dem Sacher, dem Palais Hansen (Edvard) und im Schlosshotel Velden gelernt und gearbeitet. In der Burggasse 64 erfüllten sie sich den Traum vom eigenen Restaurant. Vorher war hier ein Inder beheimatet, nun gibt es heimisch-mediterrane Küche, wie sie schon vor mehr als einem Jahrzehnt gefeiert wurde und völlig unverständlicherweise fast wieder verschwand ­(Auge Sepp Schellhorn!).

Stadler & Thomas
Stadler & ThomasChristine Pichler

Ich hatte an dem Testabend eigentlich viel Zeit, doch noch während sich die ­strapazierten Augen an das helle Licht, die sehr schlichte und edle Einrichtung und die damit korrespondierende moderne Kunst gewöhnten, ertönte das Mobil­telefon und informierte: Er tritt wirklich zurück. Es ging um den Kanzler, der ruhige Abend war keiner mehr. Umso erstaunlicher wirkte die Qualität der bestellten Gerichte, zumal es sous-terrain zeitgleich ein kleines Problem mit der Gas-Bierzapfanlage gegeben haben soll. Hier wird präzise und gut gekocht, wie es jedes Grätzel in Wien verdient hätte (die Nachbarschaft kommt offenbar auch schon begeistert), als da wären: Ein handgebeizter Neusiedler-See-Zander mit Kerbelwurzel, Raddichio (Trevisano) und Dill ergibt einen sehr leichten Einstieg.

Die jungen Spezialistinnen für Beef Tatar loben die Fleischqualität und den leicht geschmorten Kürbis, den Liebstöckel nicht so sehr. Es geht weiter mit sehr ­weichen, aber unglaublich aromatischen ­Spinatknödeln auf Staudensellerie und Veltliner-Sauce. Das vorschriftsmäßig in Schmalz gebackene Wiener Schnitzel bietet zumindest der Jüngeren kurze Kritik einer leicht zähen Stelle. Der beste Gang ist ein geschmacklich großartiges Filet vom Wolfsbarsch, ja, man schmeckt den Wildfang, auf Zucchini und Herzmuscheln. Die gute Zwetschken-Tarte verzehre ich im Laufschritt. Und denke einmal mehr: Der wichtigste Grund, in der Stadt zu leben, ist der kulinarische. Einen Dank an die beiden Herren für das Engage­ment.

Info

Stadler & Thomas, Burggasse 64, 1070 Wien, Tel.: +43/(0)664/153 29 75, Restaurant: Di–Sa: ­11:30–16, 17:30–23 Uhr, So: 11:30–16 Uhr.

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