Die Veröffentlichung hunderttausender geheimer US-Militärdokumente zum Irak-Krieg sei unverantwortlich und lebensgefährlich, so US-Generalstabschef Mullen. Für WikiLeaks sind sie klare Beweise für Kriegsverbrechen.
US-Generalstabschef Mike Mullen hat scharfe Kritik an der Veröffentlichung hunderttausender geheimer US-Militärdokumente zum Irak-Krieg durch das Internetportal WikiLeaks geübt. Diese "unverantwortliche Veröffentlichung gestohlener geheimer Dokumente gefährdet Leben und gibt Feinden wertvolle Informationen", schrieb Mullen am späten Samstagabend (Ortszeit) in einer über das Kurznachrichtenportal Twitter verbreiteten Nachricht.
Zuvor hatten bereits Pentagon-Sprecher Geoff Morrell und US-Außenministerin Hillary Clinton die Veröffentlichung der fast 400.000 Dokumente im Internet heftig kritisiert. Die veröffentlichten geheimen US-Unterlagen belegen brutale Folterungen Inhaftierter durch irakische Sicherheitskräfte und stammen aus "einer Datenbank des Pentagon" aus der Zeit vom 1. Jänner 2004 bis zum 31. Dezember 2009, so WikiLeaks. Darin seien "zahlreiche Fälle von Kriegsverbrechen" belegt.
Wikileaks-Gründer Julian Assange rechtfertigte die Veröffentlichung am Samstag damit, dass die Papiere klare Beweise für Kriegsverbrechen seien. Mit Blick auf die empörten Regierungen in Washington und London sagte Assange, die Dokumente seien redaktionell so bearbeitet worden, dass niemand gefährdet werde.
Söldnerfirmen verschlimmerten Chaos
Aus den Dokumenten geht unter anderem hervor, dass die US-Armee trotz ihres Wissens von Folterungen von Gefangenen durch irakische Sicherheitskräfte nicht dagegen einschritt. Der Einsatz privater Sicherheitsfirmen habe das Kriegschaos erheblich verschärft, so die "New York Times". Es habe an Koordinierung mit den Streitkräften gemangelt, berichtete die Zeitung am Samstag online. Die Söldner "schossen oft ohne große Unterschiede zu machen auf unbewaffnete irakische Zivilisten, irakische Sicherheitskräfte, US-Soldaten und sogar auf andere private Sicherheitsleute - mit wenig oder gar keinen Konsequenzen".
Human Rights Watch: USA wussten von Folter
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat die irakische Regierung aufgefordert, Berichte über die systematische Folter von Häftlingen durch irakische Sicherheitskräfte zu prüfen. Die Regierung müsse zudem die Verantwortlichen für Folter und andere Straftaten bestrafen, erklärte die Organisation am Samstag
Auch die USA müssten prüfen, ob die US-Armee das Völkerrecht gebrochen habe, indem tausende Häftlinge an die irakischen Behörden übergeben worden seien, obwohl das Risiko der Folter bestanden habe, forderte Human Rights Watch. Es sei "klar", dass die USA von den "systematischen Misshandlungen" der Häftlinge durch irakische Sicherheitskräfte gewusst habe.
(Ag.)