Interview

Herta Müller: „Schönheit ist offen, für jeden“

Die Nobelpreisträgerin schreibt in ihrer Erzählung „Der Beamte sagte“ über die ersten Wochen in Deutschland 1987. [ Foto: Martin Lengemann/Laif/Picturedesk]
Die Nobelpreisträgerin schreibt in ihrer Erzählung „Der Beamte sagte“ über die ersten Wochen in Deutschland 1987. [ Foto: Martin Lengemann/Laif/Picturedesk][ Foto: Martin Lengemann/Laif/Picturedesk]
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„Man wird in einer Diktatur erst zum Individuum, wenn man verfolgt wird. Dann macht sich der Geheimdienst Gedanken darüber, wie er dich am besten zerstören kann.“ Herta Müller im Interview über die Securitate, ihre Erfahrungen als Vertriebene in Deutschland – und die Schönheit.

Wenn man die Wohnung von Herta Müller in Berlin betritt, empfängt einen ein Frosch an der Wand. Platt, hinter Glas und edel gerahmt. Eine Freundin hat ihr den Kadaver geschickt, er lag auf einer Landstraße am Schwarzen Meer, totgefahren, von der Sonne getrocknet, da nahm sie ihn mit. Es ist ein sinnfälliges Geschenk, eine Anspielung auf den Frosch in Herta Müllers Werk. Er steht für die Angst, die sie mitgenommen hat, aus ihrer Kindheit, aus den Jahren, in denen sie im Visier der Securitate stand, mitgenommen nach Deutschland. Die Angst – in diesem Bild ist sie gebannt. Der Frosch ist tot. Und er ist schön.

Schönheit hilft, wird Herta Müller in diesem Interview sagen. Mit Schönheit hat sie sich umgeben. Mit glänzend lackierten Stilmöbeln. Mit Modernem, das sich perfekt zu Altem fügt. Auf dem Balkon blüht es Weiß in den Herbst hinein, am Fenster leuchtet ein Strauß roter Rosen. Auf dem kleinen Sekretär liegen Hunderte Schnipsel aus Zeitschriften und Katalogen, Herta Müller hat sie fein säuberlich ausgeschnitten: Material für ihre Collagen. Seit Jahrzehnten schneidet und klebt sie. In ihrem neuen Buch, „Der Beamte sagte“, erzählt sie damit erstmals eine Geschichte – von ihrer Ankunft in Deutschland und den spukhaften Treffen mit Beamten der Geheimdienste.

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