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Macrons schwerste Partie

Für das Fußball-Benefizspiel in einer Vorstadt von Paris wählte Emmanuel Macron nicht die Farben der Équipe Tricolore, sondern das Hellblau seines Lieblingsklubs Olympique Marseille. Das Trikot mit der Nummer drei hing dem Staatschef ein wenig schlaff von den Schultern, doch auf dem Feld ging er beherzt zur Sache.

Eine prominente Prätorianergarde schirmte den Präsidenten in der Mitte gegen Links- und Rechtsaußen ab: Trainerstratege Arsène Wenger sowie Christian Karembeu und Marcel Desailly, zwei Weltmeister aus der Multikultitruppe um Zinédine Zidane von 1998, als die „Bleus“ im Triumph über die Champs-Élysées zogen. Dieses Bild mag Macron auch für den Abend des 24. April 2022 vor Augen haben, wenn die Präsidentenwahl in Frankreich mit der Stichwahl in die Verlängerung geht – möglichst ohne Elferschießen.

Beim Aufwärm-Match für die Wahlkampagne agierte Macron ähnlich wie in der Politik: couragiert, mit Raffinesse, Ambition und Glück im Abschluss. Einen Elfmeter zielte er in die Mitte, knapp an der Fußspitze des Goalies vorbei. Gegen Marine Le Pen und Co. darf Macron indes nicht mit Geschenken rechnen. Vor Wahlkampf-Fouls ist der Präsident nicht gefeit, Gelbe und Rote Karten gibt es in der Polit-Arena nicht – aber Millionen von Video-Schiedsrichtern. Die schwerste Partie steht Emmanuel Macron noch bevor.

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2021)

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