Physiotherapie

Von Ganganalyse bis zu Long Covid

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Neue Erkenntnisse, neue Methoden und auch neue Herausforderungen in der Behandlung bewirken, dass der Weiterbildungsbedarf in der Physiotherapie besonders hoch ist.

Wer Physiotherapie ausüben will, muss laut Gesetz für gehobene medizinisch-technische Dienste alle fünf Jahre Fortbildungen mit mindestens 60 Stunden absolvieren. Dies wird von einem Zertifikat des Berufsverbands dokumentiert. „Die Halbwertszeit von Wissen wird immer kürzer, und Physiotherapeuten müssen die neuesten Erkenntnisse in ihre tägliche Arbeit einbringen“, sagt Präsidiumsmitglied Heike Bauer-Horvath, zuständig im Verband für die Qualitätssicherung und Bildung sowie Studiengangsleiterin für Physiotherapie an der FH Burgenland. Dort wird ein entsprechendes Bachelor-Studium angeboten, „das die Grundkenntnisse vermittelt. Um dieses Wissen zu vertiefen, ist Weiterbildung unbedingt notwendig.“

Enge Zielgruppe

Am Physiozentrum für Weiterbildung werden zwei Masterlehrgänge angeboten. „Advanced Physiotherapy and Management“ kombiniert die beiden Therapiekonzepte der manuellen Therapie mit der aktiven Rehabilitation und des Trainings nach dem Konzept der ESP-Sportphysiotherapie mit Querschnittskompetenzen wie Business Administration und Soft Skills. Dieser Lehrgang ist ausschließlich auf Physiotherapeuten ausgerichtet und wird in Kooperation mit der FH Burgenland durchgeführt. „Je kleiner die Zielgruppe ist, umso intensiver und ernsthafter ist die Weiterbildung“, sagt Martin Metz, Geschäftsführer des Physiozentrums für Weiterbildung. Der zweite Masterlehrgang öffnet den Kreis der potenziell Interessierten auch für Ärzte und Orthopädieschuhmacher. Der Master „Ganganalyse und Rehabilitation“ ist eine Kooperation mit der FH Sankt Pölten, die auch einen Physiotherapie-Bachelor anbietet: „Da in diesem Bereich verschiedene Disziplinen an einem Problem arbeiten, ist die Zielgruppe größer“, erklärt Metz.

Einen Masterlehrgang in muskuloskelettaler Physiotherapie bietet die Donau-Uni Krems an. Diese therapiert Funktionseinschränkungen des Bewegungsapparats aufgrund physischer und psychosozialer Ursachen. Das Studium ist ausschließlich für Physiotherapeuten mit mindestens zweijähriger Berufserfahrung im Bereich der muskuloskelettalen Physiotherapie und fundierten Kenntnissen im Bereich der manuellen Therapie konzipiert. Eine weitere Fortbildungsmöglichkeit ist das Masterstudium Neurophysiotherapie an der Donau-Uni. Es vermittelt vor allem Physiotherapeuten im niedergelassenen Bereich Wissen für die beruflichen Anforderungen auf dem Gebiet der neurologischen Störungen. Beide Weiterbildungen dauern fünf Semester und werden berufsbegleitend angeboten.

Neues Thema Long Covid

Die Herausforderungen für Physiotherapeuten liegen derzeit in einer neuen Krankheit, Long Covid. „Hier können Atemphysiotherapie, aber auch medizinische Trainingstherapie beziehungsweise kardiorespiratorische Physiotherapie helfen“, sagt Bauer-Horvath. Dafür gibt es an der Med-Uni Graz einen fünfsemestrigen, berufsbegleitenden Masterstudiengang, der sich ebenfalls primär an Physiotherapeuten richtet, die sich zu Spezialkräften bei kardiorespiratorischen und Stoffwechsel-Erkrankungen entwickeln möchten. An der FH Gesundheit wird dazu ein fünfsemestriger Master- sowie ein dreisemestriger Zertifikatslehrgang „Rehabilitation von Multisystemerkrankungen: Schwerpunkt Long Covid“ angeboten.

Aber auch die Bereiche der Orthopädie und Traumatologie sind nach wie vor gefragt, erklärt Metz: „Die Zivilisationserscheinung Bewegungsmangel ist ein großes Thema, auch die stressbedingten Alltagsbelastungen.“ Ganzheitliche Ansätze stehen im Mittelpunkt des Masterstudiums „Ganzheitliche Therapie und Salutogenese“ an der FH Campus Wien. Es will Physiotherapeuten, aber auch Angehörigen anderer Gesundheitsberufe eine integrative Sicht auf den menschlichen Organismus vermitteln.

Zertifikate für Förderungen

„Es kommen immer mehr Studien auf den Markt, etwa zu Faszien und Bindegewebe. Auch neue Operationsverfahren haben eine Auswirkung auf die physiotherapeutische Arbeit“, erklärt Karin Schöffmann-Watzin, Geschäftsführerin des FBZ in Klagenfurt. Seit 26 Jahren werden dort Physiotherapeuten in den unterschiedlichsten Segmenten weitergebildet. Sie weist auf Zertifizierungen als Qualitätskriterium für Bildungsanbieter im physiotherapeutischen Bereich hin. Diese eröffnen auch die Möglichkeit, um Förderungen anzusuchen.

INFORMATION

Links zu Ausbildungen zum Thema Physiotherapie (Auswahl)

www.fbz-klagenfurt.at

www.fhg-tirol.ac.at

www.fh-campuswien.ac.at

https://aim.ac.at

https://postgraduate-school.

medunigraz.at

www.physio-zentrum.at

https://weiterbildung.fhstp.ac.at

www.donau-uni.ac.at

www.physioaustria.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2021)

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