Volkstheater

Die Welt im Kopf, der Nebel auf der Bühne

APA
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Kann virtuelle Realität reales Theater ersetzen? Nicht wirklich. Die solipsistische Installation „I Am“ ist aber ziemlich unheimlich. Deutlich harmloser, aber recht charmant: ein Gastspiel von Thom Luz.

Keine 40 Jahre alt ist das Konzept der virtuellen Realität. Es ist unheimlich geblieben, mehr noch: Es ist immer unheimlicher geworden, schlicht weil es technisch immer besser verwirklicht wird. Bei den Ars-Electronica-Festivals der Neunzigerjahre konnte man über schlecht sitzende Cyberhelme und Möchtegern-3-D-Landschaften noch spötteln, heute funktioniert die Sache. Das kann man in der VR-Installation „I Am“ von Susanne Kennedy und Markus Selg im Volkstheater erleben: Via Superbrille und Kopfhörer wird einem eine Reise durch weite Welten, durch Wälder und Lüfte, an schwarzen Löchern vorbei, effizient vorgegaukelt. Dass man derweil in Wirklichkeit auf dem Boden einer kargen Zelle hockt, vergisst man vor allem deshalb nicht dauerhaft, weil man, anders als in der realen Realität, den eigenen Körper nicht sieht, nur spürt.

„I Am“ heißt die Installation, und das ist auch ihre Botschaft: konsequenter Solipsismus. Du bist der Spieler und das Spiel zugleich, alles ist in dir, raunt sie, und wörtlich: „Es gibt nur dich.“ Und die versprochene künstliche Intelligenz? Das Orakel, zu dem man durch all die Welten geführt werden soll? Das, wie es auf dem Programmzettel heißt, „in Echtzeit generierte Fragen auf menschliche Antworten“ geben soll? Was kann ich es fragen? Und was soll es mir sagen? Man braucht keinen Spoiler, um die Pointe zu erraten.

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