Theater in der Josefstadt

Der Fleischhauer riecht bei den Nazis Blut

 Er beherrscht die Form der tragischen Posse: Johannes Krisch spielt am Theater in der Josefstadt den Fleischhauer Karl Bockerer in seinem Widerstand.
Er beherrscht die Form der tragischen Posse: Johannes Krisch spielt am Theater in der Josefstadt den Fleischhauer Karl Bockerer in seinem Widerstand.APA/ASTRID KNIE
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Stephan Müller gelingt – nach routiniertem Beginn – eine schließlich furiose Inszenierung des Folklore-Klassikers „Der Bockerer“. Sie hat mehr Schärfe als der alte Kultfilm. Die Titelrolle spielt Johannes Krisch brillant.

Ein Coup ist dem Theater in der Josefstadt am Samstag geglückt. Euphorischen Applaus und Standing Ovations gab es nach der Premiere von „Der Bockerer“. Gefeiert wurde die zügige und einfallsreiche Inszenierung des Schweizer Regisseurs Stephan Müller, vor allem aber auch Johannes Krisch, der dem bürgerlichen Fleischhauer und Selchermeister Karl Bockerer bemerkenswerte Tiefe verlieh.

Das ist eine Kunst, denn „Der Bockerer“ zählt seit seiner Verfilmung vor 40 Jahren zur österreichischen Folklore. Wem steht bei inzwischen klischeehaften Sätzen wie „Ihr Blatt, Herr Rosenblatt“ oder „I riach Bluat“ nicht sofort der Schauspieler Karl Merkatz vor Augen? Er spielte das sagenhafte Gegenstück des guten Österreichers zur Bösartigkeit, die auch in ihm steckt. Sie hat der „Herr Karl“ willig vollstreckt, indem er sich jedem Regime andiente. Der andere Karl hingegen bockt mit schlauer Dummheit beharrlich gegen den Terror der Nazis und gemeine Mitläufer. Er erleidet in dieser tragischen Posse enorme Schicksalsschläge und erträgt sie trotz seines aufbrausenden Temperaments dann doch fast stoisch. Was für ein Mensch!

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