Die Atomkraft erlebt derzeit in Europa eine Renaissance. Wie stehen Sie dazu? Und: Hat sich Ihre Einstellung zu Atomkraft im Laufe der Zeit verändert? Diskutieren Sie mit!
Es kündigt sich also eine leise Renaissance der Atomkraft an, wie auch in der „Presse“ zuletzt immer wieder zu lesen war. Zwar nicht in Österreich, aber anderswo in Europa, wie etwa in Frankreich. Dort ist die Atomkraft, der man nie abgeschworen hat, überraschend Wahlkampfthema geworden. Präsident Emmanuel Macron will neue, kleine AKW bauen.
Das Thema Kernkraft ist zehn Jahre nach Fukushima vor allem deshalb wieder hochaktuell, weil die Gaspreise zuletzt massiv gestiegen sind. „Kohle, Gas und Erdöl sind knapp – und teuer wie selten zuvor. Das erwischt die Welt am falschen Fuß, gefährdet den Aufschwung und spielt Kritikern der grünen Wende in die Karten“, analysiert Matthias Auer.
EU-Korrespondent Oliver Grimm schreibt dazu: Die hohen Gaspreise würden Frankreichs Argument stützen, „dass die EU ohne Nuklearenergie niemals strategisch autonom werden kann.“ In seinem Briefing aus Brüssel berichtet er, dass die EU-Kommission bald ihren Vorschlag für die „Taxonomie" vorlegen wird. Es geht dabei um ein EU-Gesetz, das festlegt, welche Energieformen von Investoren als „grün“ verbucht werden dürfen. „Man darf erwarten, dass die Atomkraft zumindest als 'Übergangstechnologie" eingestuft werden und somit ein grünes Mascherl umgehängt bekommen wird', schreibt Grimm.
Druck kommt nicht nur von Frankreich: Atomenergie trage "erheblich zur Unabhängigkeit unserer Energieproduktion bei", heißt es in einem Appell, den Politiker aus zehn EU-Ländern unterzeichneten.
Aber auch Forscher und Umweltschützer aus aller Welt mischen sich in die Debatte ein: „Liebes Deutschland, bitte lass die Kernkraftwerke am Netz“, heißt es in einem offenen Brief, in dem die Deutschen gebeten werden, die geplante Abschaltung ihrer letzten sechs Atomkraftwerke noch einmal zu überdenken. Denn: Der Ausstieg komme zu früh und schade dem Klima. Mehr dazu lesen Sie hier.
Jakob Zirm kommentiert in einem Leitartikel: „Die Welt kann auf Atomkraft noch nicht verzichten – leider“. AKW würden zwar viele Probleme mit sich bringen, aber: „Inzwischen ist die Sorge vor den Folgen einer Atomkatastrophe den Sorgen vor jenen des Klimawandels gewichen. Und das aus gutem Grund. So wird auch der Sommer 2021 vielen Menschen – etwa im Westen Deutschlands – in schlimmer Erinnerung bleiben. Denn sie spürten angesichts der verheerenden Überschwemmungen hautnah, welche Probleme der ungehemmte Ausstoß von CO2 mit sich bringen kann."
(sk)
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