Neue Erkenntnisse: Sicherheitsfirmen verschlimmerten Kriegschaos im Irak. Ihre Fehlhandlungen blieben meist ohne Folgen.
Washington. Die öffentliche Reaktion von US-Generalstabschef Mike Mullen war deutlich: Die Publikation jener 391.832 Militärmemos zum Irak-Krieg durch „WikiLeaks“ sei „unverantwortlich“; sie gebe Feinden „wertvolle Informationen“. Auch US-Außenministerin Clinton sieht darin ein Risiko für die „nationale Sicherheit der USA“.
Anders Menschenrechtsorganisationen: „Human Rights Watch“ forderte Iraks Regierung auf, Berichte über systematische Folterungen zu prüfen. Verantwortliche müssten bestraft werden. Aus 300 Memos geht hervor, dass die US-Armee trotz ihres Wissens von Folter von Gefangenen durch irakische Sicherheitskräfte nicht dagegen einschritt.
Mehr Söldner als Soldaten
Die „New York Times“ förderte aus den Akten neue Erkenntnisse über Sicherheitsfirmen zutage. Sie hätten das Chaos im Irak verschärft. Die Söldner hätten ohne große Unterschiede zu machen auf Zivilisten, irakische und US-Truppen geschossen – mit wenigen Konsequenzen. Sicherheitsfirmen sind heute mit einem Fünftel mehr Personal im Irak vertreten als das US-Militär: 207.000 Söldner schieben Dienst, aber nur 175.000 Uniformierte. ag./som
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.10.2010)