Offener Brief

Wir werden weiterhin auf die Straße gehen, doch das reicht nicht

Fridays-for-Future-Demonstranten in Wien
Fridays-for-Future-Demonstranten in WienAPA/HANS PUNZ
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„Wir warten vergeblich auf ein Klimaschutzgesetz, das dringend notwendig wäre, um die Klimakrise zu bewältigen“: Ein offener Brief an die Regierung anlässlich der österreichischen Jugendklimakonferenz.

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Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,
sehr geehrter Herr Vizekanzler,
sehr geehrte Ministerinnen und Minister,
sehr geehrte Staatssekretärinnen und Staatssekretäre,

angesichts der gravierenden Szenarien, die der Internationale Klimarat (IPCC) vorgelegt hat, möchten wir Sie dringend auffordern, neue und noch ambitioniertere Maßnahmen zur Verhinderung der Klimakrise zu beschließen und umzusetzen. Auf der österreichischen Jugendklimakonferenz (LCOY) haben wir uns mit Jugendlichen aus ganz Österreich getroffen, und gemeinsam in Seminaren und Workshops Lösungen für die internationale Klimawende diskutiert.

Wir möchten betonen, wie wichtig es ist, die Klimakrise als das zu kommunizieren, was sie ist: eine gesellschaftliche, gefährliche und globale Krise. Das hören wir weder aus Ihrer Kommunikation, noch sehen wir das in den Maßnahmen. Der beschlossene CO2-Preis liegt weit unter dem, den die Industrie bisher zahlt. Zahlreiche Analysen belegen, dass er kaum eine Wirkung haben wird. Wir warten vergeblich auf ein Klimaschutzgesetz, das dringend notwendig wäre, um die Klimakrise zu bewältigen.

Gleichzeitig müssen wir die Klimakrise als Chance sehen. Als Chance, uns gesellschaftlich weiterzuentwickeln, als Chance, unseren Kindern eine saubere Luft in den Städten zu bieten, als Chance, unsere Städte und unser Land lebenswerter zu gestalten. Die positiven Effekte von Klimamaßnahmen sind unbestritten. Sie reichen von wirtschaftlichen, über gesundheitliche Verbesserungen bis hin zu technologischem Fortschritt.

Noch haben wir die Möglichkeiten die Klimakrise aufzuhalten, das sagt auch der IPCC. Doch wir sind kurz davor, dass Rückkopplungseffekte eintreten und die Krise zu einem menschgemachten nicht aufhaltbaren Selbstläufer wird. Uns bleibt daher kaum mehr Zeit.

Jetzt ist es daher Zeit, von der Utopie zur Realität zu kommen. Jeder Mensch kann und muss ein Teil der Lösung werden. Wir werden weiterhin auf die Straße gehen und wir werden weiter unseren Lebensstil nachhaltiger gestalten. Doch das reicht nicht, wenn die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht gegeben sind.

Wir appellieren daher an Sie: Machen Sie eine Politik, die allen Menschen hilft, und nicht unserer Generation schadet! Seien Sie mutig, sachlich und ein Vorbild für die Menschen! Nehmen Sie die Menschen mit und zeigen Sie ihnen, was die Klimakrise und Klimaschutz wirklich bedeuten!

Nehmen Sie die Krise ernst und seien Sie ein Teil der Lösung!

Ihre Teilnehmer*innen der österreichischen Jugendklimakonferenz

PS. noch ein paar ganz konkrete Forderungen, die die im Rahmen der Output Session der österreichischen Jugendklimakonferenz genannt wurden:

  • ein transparenter CO2 Reduktionspfad mit einem verbindlichen CO2 Budget
  • eine Nachjustierung der ökosozialen Steuerreform mit einem höheren sozial-gerechten CO2 Preis
  • ein globales Klimagericht mit weitreichenden Befugnissen
  • ein strenges Lieferkettengesetz auf EU-Ebene
  • eine aktivere Kommunikation zur Klimakrise und Chancen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ORF)

Jugendklimakonferenz

Am 17. Oktober 2021, ging die österreichische Jugendklimakonferenz (LCOY Austria) zu Ende. Unter dem Motto “Our brave new world - von der Utopie zur Realität” besuchten 200 junge Menschen Workshops zu gesellschaftlichem Wandel und Klimaschutz, bildeten sich weiter und entwickelten Ideen für Lösungen in der internationalen Klimawende. In einem offenen Brief stellen sie nun Forderungen an die Politik. Die österreichischen Jugenddelegierten nehmen die Botschaften mit auf die im November 2021 stattfindende UN-Klimakonferenz nach Glasgow.

Mitreden bei der ökosozialen Steuerreform: Was ist gelungen, was nicht? Diskutieren Sie mit!

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