Skiweltcup

Das Dilemma des Cheftrainers

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Masse statt Klasse und ein Gesamtweltcup außer Reichweite: Der einst so erfolgsverwöhnte Christian Mitter hat zwei schwierige Jahre als ÖSV-Damenchef hinter sich. In Sölden soll nun sein ganzes Team „nach vorn rücken“.

Sölden. Christian Mitter war das Siegen gewohnt. Seine norwegischen Schützlinge um Svindal, Jansrud und Co. hatten unter seiner Aufsicht reihenweise Weltcuperfolge eingefahren, in Mitters erfolgreichster Saison als Chefcoach der Attacking Vikings waren es sogar 19 gewesen (2015/16).

Nun geht der Steirer in seinen dritten Winter als ÖSV-Damenchef. Siege unter rot-weiß-rotem Banner hat er bisher nur vier zu Buche stehen, zwei pro Winter, die bisher letzten beiden bescherte ihm Katharina Liensberger im vergangenen Saisonfinish.

Angeführt von der Vorarlbergerin mauserten sich die ÖSV-Damen immerhin zum besten Slalom-Team der Welt. Abseits davon aber gelang wenig, durch teilweise schwere Verletzungen musste man zudem zahlreiche Läuferinnen vorgeben. „Es waren wirklich zwei außergewöhnliche Saisonen. Aber so ist das eben in diesem Beruf. Ich bin trotzdem noch immer sehr gern Damenchef in Österreich. Bei so etwas muss man durch und kämpfen“, sagt Mitter vor dem Saisonauftakt am Samstag in Sölden.

Vorrangige Ziele

Der 41-Jährige ist überzeugt, dass der Trend bei seinen Schützlingen insgesamt nach oben geht. „Wo man hin will, ist man sowieso nie. Aber ja, das Training schlägt sich schön langsam nieder. Wir werden stabiler und rücken als Team nach vorn. Wenn man einen Plan oder eine Strategie durchzieht, wird sie irgendwann Früchte tragen, da bin ich sicher.“

Den Beleg dafür sollen die Zahlen liefern. Tatsächlich fuhren im Vorwinter 16 verschiedene ÖSV-Damen zumindest ein Top-Ten-Resultat ein, ein Wert, an den keine andere Nation herankommt. „Wir haben also eine massive Mannschaft, die Qualität ist da. Es sind eben nur drei von ihnen auch aufs Podest gekommen. Das heißt, wir müssen als Ganzes nach vorn rücken. Dann geht es fast nicht mehr anders, als dass du irgendwann welche auch ganz vorn hast.“

Eine Ausnahme-Läuferin, die im Rennen um den Gesamtweltcup mitmischen könnte, hat der ÖSV derzeit keine in den Reihen. Selbst wenn Liensberger im Riesentorlauf an ihre Slalom-Form anknüpfen könnte, wäre das ob der Übermacht von Vlhová, Shiffrin und Gut-Behrami zu wenig. Rennsiege und der Nationencup (im Vorjahr an die Schweiz verloren) sind neben Olympia-Medaillen daher Mitters vorrangige Saisonziele. Weil seine Mannschaft bei der Covid-Impfung überdurchschnittlich unterwegs sei, rechnet er damit, dass sie die gesamte Saison vollzählig antreten wird.

Lehren aus dem Debakel

Vorrangig ist nun der Auftakt in Sölden, dort hat Mitters Team nach dem Vorjahres-Debakel einiges gutzumachen. Platz 15 für Katharina Truppe als beste ÖSV-Dame war gleichbedeutend mit dem historisch schlechtesten Abschneiden in Sölden. „Wir haben die richtigen Schlüsse gezogen. Heuer soll es besser werden.“

Nicht vergessen dürfe man dabei den speziellen Stellenwert von Sölden, erinnert der Coach. „Es ist hier immer ein Riesen-Hype. So, als ob es um Olympia-Medaillen ginge. Beim ersten Rennen schaut jeder besonders genau hin. Es wird dann oft auch überproportional viel herausgelesen für die restliche Saison. Das ist oft übertrieben, im Guten wie im Schlechten.“

(joe)

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