Konfuzius sagt: Rede keinen Blödsinn!

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Der größte Unsinn kann plötzlich sehr plausibel klingen, wenn man ihn richtig verpackt.

So kann man sein Gegenüber mit jedem beliebigen Satz in Verlegenheit bringen, indem man jene offenkundige Weisheit einfach einer moralischen Autorität zuordnet. „Konfuzius sagt...“ ist die wohl mit Abstand bekannteste Variante. Und so gut wie immer ein Treffer, schließlich haben sich die wenigsten jemals mit den Lehren des chinesischen Philosophen beschäftigt. Wobei, ein bisschen raffiniert sollte die Weisheit schon klingen, denn „Konfuzius sagt, kannst du mir bitte mal die Butter reichen“ wird Ihnen nicht einmal der dümmste Gesprächspartner abnehmen.

Sollten Sie nicht gerade mit einem Bibelforscher parlieren, bietet sich auch ein „Schon in der Bibel steht geschrieben...“ an, um in einem Dialog eine Legitimation vorzutäuschen. So wie man auch nahezu jeden Unsinn glaubhaft loswerden kann, wenn man ihn einfach Kant, Nietzsche oder Hegel zuschreibt. Besteht Ihr Freundeskreis nicht aus Philosophiestudenten, geht das ziemlich sicher durch. Ansonsten leiten Sie einfach ein mit: „Britische Forscher haben herausgefunden, dass...“ Damit verleihen Sie Ihren Worten den nötigen Hauch von Seriosität, bleiben aber unbestimmt genug, um nicht festgenagelt werden zu können. Den gleichen Effekt erreicht man, indem man am Ende seiner Ausführungen ein „Das ist wissenschaftlich bewiesen“ hängt. Mit derartigen Tricks kann man sich übrigens auch argumentativ verteidigen, wenn Ihnen jemand mit den Ergebnissen einer Studie kommt. Dann antworten Sie einfach: „Laut einer amerikanischen Studie sind 67,3 Prozent aller Studien gefälscht!“

Und noch eine Weisheit darf ich Ihnen am Ende dieser Kolumne mitgeben: Konfuzius sagt, wer alles glaubt, was er liest, sollte besser aufhören zu lesen.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.10.2010)

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