Morgenglosse

Wien Tourismus und die Sucht nach Erregung

Anstatt für die Freiheit der Kunst, vor allem die historische Kunst, zu kämpfen, beschloss man, einen Marketing-Schmäh zu machen.

Noch nie lagen Prüderie und Pornografie so nahe aneinander wie heute. Nur ein, zwei Klicks voneinander entfernt. Vereint durch die so herrlich ausbeutbare Sucht nach Erregung, der moralischen hier, der körperlichen dort. Ein Geschäftsmodell am Ende. Niemand spielt lieber mit diesen Ambivalenzen als die Kunst. Und, seit neuestem, der Wien Tourismus.

Einige Wiener Museen hatten Probleme mit sozialen Netzwerken. Die Albertina mit TikTok, ihr Account wurde gesperrt und anschließend gelöscht, weil sie Fotos halbnackter Frauen des japanischen Fotografen Nobuyoshi Araki gezeigt hatte. Das Leopold Museums hatte Probleme auf Facebook und Instagram wegen des äußerst modisch-züchtigen Gemäldes „Liebespaar" (1914) von Koloman Moser.

Sogar die Venus von Willendorf aus dem Naturhistorischen Museum musste sich in ihrer 30.000 Jahre alten Geschichte einem neuen Kapitel stellen. Jetzt ist am Ende auch sie dort gelandet, wohin sie von der politisch korrekten Moralmiliz verbannt wurde: Auf die einzige größere Plattform, die (noch) erotische Inhalte akzeptiert, was auch immer das heißt - „OnlyFans“.

Unter dem Motto „Wien zieht sich auf OnlyFans aus" ist sie jetzt reines Tourismus-Marketing-Tool. Wieder ein typischer „Turn“ in diesen Zeiten. Anstatt für die Freiheit der Kunst, vor allem die historische Kunst, zu kämpfen, beschloss man, daraus einen Marketing-Schmäh zu machen. Zu gewinnen gibt es für die ersten Abonnenten des Accounts eine Vienna City Card oder eine Museumseintrittskarte. Na dann.

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