Wien

Wien bekommt Klima-Superbeamten

Die Presse/Clemens Fabry
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Wiens derzeitiger Forstdirektor soll ressortübergreifend wird künftig Wiens Klimamaßnahmen koordinieren, und ist dabei nur dem Bürgermeister und dem Magistratsdirektor unterstellt. Noch heuer soll ein Klimafahrplan für Wien stehen, verkündet Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky .

In Wien wird morgen, Donnerstag, ein eigener Bereichsleiter für Klimaangelegenheiten ernannt. Künftig wird der derzeitige Forstdirektor der Stadt, Andreas Januskovecz, die in diesem Zusammenhang gesetzten Maßnahmen koordinieren. Das teilte Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) nach einer Tagung des die Stadt beratenden Wiener Klimarats mit.

Man müsse sicherstellen, dass die gesetzten Klimaziele auch umgesetzt, "auf den Boden" gebracht werden könnten, betonte der Ressortchef. Darum habe man sich zur Einrichtung eines eigenen Bereichs entschlossen, indem Klimaangelegenheiten - in Abstimmung mit dem Umweltstressort - gesteuert werden. Der Beauftragte ist in der Hierarchie über den einzelnen Magistratsabteilungen angesiedelt und damit nur Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und dem Magistratsdirektor unterstellt. Offiziell ernannt wird der Klimadirektor am morgigen Donnerstag.

Klimafahrplan

Zudem soll noch dieses Jahr ein Klimafahrplan beschlossen werden, in dem die konkrete Umsetzung der "ambitionierten Wiener Klimaziele" - also etwa die CO2-Neutralität bis 2040 - festgeschrieben würden, berichtete Czernohorszky. Darin werde es um Klimaschutzmaßnahmen in Bereichen wie Wohnen, Energie oder Verkehr gehen, aber auch um Projekte, die die Auswirkungen des Klimawandels reduzieren sollen - etwa durch die Umsetzung von Cooling-Maßnahmen.

Wien habe schon bisher viel in diesem Bereich getan, beteuerte der Stadtrat. Herausforderungen sehen der Ressortchef und auch Robert Lechner, der Sprecher des wissenschaftlichen "Advisory Boards" im Klimarat und Chef des Ökologie-Instituts, etwa in der Frage des Heizens. "Im Bereich Wärme ist es allgemein bekannt, dass rund die Hälfte aller Gasheizungen in Wien zuhause ist", sagte Lechner. Fernwärmeausbau, Nutzung von Wärmepumpen und Geothermieausbau stünden darum im Fokus. Es sei jedoch eine "Riesenaufgabe", auch bei privaten Hauseigentümern bzw. Vermietern Gehör zu finden.

Bäume statt Parkplätze

Czernohorszky bekräftigte erneut die Notwendigkeit von den stark in Kritik stehenden Projekten Lobautunnel und Stadtstraße.Im künftigen Klimafahrplan seien aber sehr wohl Maßnahmen enthalten, die eine Reduktion auch vorhandener Verkehrsflächen bedeuten würde - etwa die Pflanzung von 25.000 neuen Stadtbäume. "Die wird man nicht am Gehsteig pflanzen können, die sind dort wo jetzt Parkplätze sind", sagte Czernohorsky. Auch kühle Plätze, also Parks und Freiräume, würden Teil des Konzepts sein. "Wir wollen die Stadt grüner machen. Um das zu machen, muss man Asphalt aufbrechen." Dazu brauche man Räume, die jetzt noch als Verkehrsflächen genutzt würden. Der Stadtrat verwies auch auf bereits jüngst umgesetzte bzw. angekündigte Projekte wie die verkehrsberuhigte Zollergasse oder den Hohen Markt.

Kritik übte - so wie zuvor Bürgermeister Ludwig - auch er an der Ausgestaltung des sogenannten Klimabonus, der im Rahmen der Steuerreform des Bundes verteilt wird. Hier erhalten Wienerinnen und Wiener angesichts des guten Öffi-Ausbaus die geringste Kompensation. "Aus meiner Sicht ist das letzte Wort noch nicht gesprochen", befand der Stadtrat: "Auf der einen Seite gibt es mehr Geld für Orte, wo mehr CO2 emittiert wird, auf der anderen Seite ist es ein Bruch mit dem Grundsatz, dass man die Menschen mitnehmen will bei Klimamaßnahmen."

(APA)

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