Ellen van der Velden von Ärzte ohne Grenzen berichtet über die verheerenden Zustände in den libyschen Haftlagern.
Es waren schwere Gefechte – mit Raketenwerfern, Drohnen und Kalaschnikows. Bis in die Vororte der libyschen Hauptstadt waren die Truppen des Warlords Khalifa Haftar vorgerückt. Und die Regierung in Tripolis tat alles, um den Vormarsch zu stoppen. Seit einem Jahr herrscht in Libyen nun Waffenstillstand. Die Kämpfe sind vorüber, doch Gewalt ist weiter an der Tagesordnung. Darunter leiden vor allem Flüchtlinge und Migranten aus anderen Teilen Afrikas. Sie geraten immer mehr unter Druck: Libysche Sicherheitskräfte und Milizen haben in den vergangenen Wochen Großrazzien durchgeführt und Tausende Menschen in Internierungslager gebracht.
„Die Zustände in diesen Camps sind menschenunwürdig“, schildert Ellen van der Velden von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) im Gespräch mit der „Presse“. Die Lager sind meist ehemalige Fabrikshallen, in denen Hunderte Menschen zusammengepfercht werden. „Sie müssen auf dem Betonboden schlafen. Die hygienischen Bedingungen sind verheerend: Es gibt kein Wasser und keine Toiletten. In einem Camp standen nur Kübel voller Urin“, berichtet die führende MSF-Mitarbeiterin in der Einsatzzentrale in Amsterdam. Nach den jüngsten Massenverhaftungen hat sich die Lage in den Gefangenenlagern weiter verschärft.