Unternehmen mit Verantwortung.

Ringana: Global und regional zugleich

(C) Die Presse/ Clemens Fabry
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Ringana bringt Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Internationalität und regionale Wertschöpfung unter einen Hut.

Von Unternehmen wird dieser Tage viel verlangt. Nicht nur, dass sie die aktuelle Gesundheits- und Wirtschaftskrise überstehen müssen, sie sollen auch vielen Anforderungen gerecht werden, die auf den ersten Blick nicht zusammengehören. Innovativ und international auf der einen Seite, aber bodenständig regional und ökologisch nachhaltig auf der anderen. Dass all diese vermeintlichen Gegensätze unter einen Hut – oder besser gesagt in Kosmetikprodukte – passen, das beweist das steirische Unternehmen Ringana. Der Sieger in der Kategorie Unternehmen mit Verantwortung war selten zuvor mit so großer Einhelligkeit gekürt worden. Sowohl „Presse“-Leserinnen und -Leser als auch die Expertenjury sprachen sich klar für das Unternehmen aus St. Johann in der Haide bei Hartberg aus. Die Ringana-Gründer, Ulla Wannemacher und Andreas Wilfinger, nahmen den Preis von Wirtschaftskammerchef Harald Mahrer entgegen.

Und sie waren sichtlich überrascht. Standen doch mit dem Traditionsunternehmen Wienerberger und dem oberösterreichischen Fleisch(los)produzenten Neuburger zwei Leitbetriebe in der engeren Auswahl. „Wir haben als One-Woman- und One-Man-Show begonnen“, sagte Wilfinger in einer kurzen Dankesrede und erinnerte auch an die schwierigen ersten Jahre seines Unternehmens.

Die Kür bei der traditionellen Austria-Gala in den Wiener Sofiensälen war somit auch der Lohn für 25 Jahre unternehmerischen Fleiß und Hartnäckigkeit. Für Wilfinger ist es aber zudem der Beweis, dass sich unternehmerischer Erfolg und ökologische Verantwortung nicht ausschließen. Ganz im Gegenteil. Von der Mehrwegverpackung über eine der größten Fotovoltaikanlagen der Steiermark bis zur Elektromobilität reiche die ökologische Handschrift von Ringana, sagte Wilfinger.

»Wir haben als One-Woman-
und One-Man-Show
begonnen.«

Andreas Wilfinger, Gründer und Geschäftsführer von Ringana

Ringana stellt also vegane, mikroplastikfreie und natürliche Frischekosmetikprodukte her. Mittlerweile wurde die Palette erweitert, auch Nahrungsergänzungsmittel und Getränke finden sich im Sortiment. Der Weg zum Erfolg war voller Rückschläge. Am Anfang habe es Tage gegeben, an denen kein einziges Produkt verkauft werden konnte. Beim stationären Handel blitzten die beiden ab. Ihre Bioprodukte seien viel zu riskant aufgrund der vergleichsweise kurzen Haltbarkeit. Nicht kompatibel mit den Anforderungen eines großen Handelsunternehmens, hieß es. Also setzte Ringana auf direkte Vertriebspartner und einen Online-Shop. Und der Plan ging auf.Mittlerweile wächst das Unternehmen im Schnitt um 30 bis 40 Prozent – pro Jahr. Auch, weil das Produkt überzeugt. „70 Prozent unserer Erstkunden bestellen auch ein zweites Mal“, sagt Wilfinger.

Das Unternehmen beschäftigt mehr als 600 Mitarbeiter und hat 70.000 Vertriebspartner weltweit. Die Produkte werden in 34 Ländern vertrieben, wobei Österreich, Deutschland und die Schweiz die Hauptmärkte sind. Der Umsatz belief sich im vergangenen Jahr auf 160 Millionen Euro, und die Prognose für dieses Jahr zeigt neuerlich steil nach oben. Er soll auf 210 bis 220 Millionen Euro steigen. Im Zuge des stetigen Wachstums wurde eine neue Produktionsstätte in Hartberg gebaut und im vergangenen Juni eröffnet. Dort werden täglich 30.000 Kilogramm Kosmetikprodukte hergestellt und abgefüllt.

Von der Krise ist in dem Unternehmen nichts mehr zu spüren. Zwar war auch hier die Unsicherheit zu Beginn der Pandemie groß, aber das legte sich rasch. Man entschied sich, die Produktion kurzfristig auf Desinfektionsmittel umzustellen. „Wir haben uns aber daran gestoßen, ein Geschäft daraus zu machen, und haben die Desinfektionsmittel allen zur Verfügung gestellt“, erzählt Wannemacher. So wurden kostenlose Desinfektionsmittel an die Bewohner von Hartberg und Umgebung, Blaulichtorganisationen und Mitarbeiter verteilt. (lm/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2021)

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