Mein Freitag

Schön schreiben hilft dem Klima auch nichts

In den 80er Jahren das Feindbild schlechthin.
In den 80er Jahren das Feindbild schlechthin.EPA
  • Drucken

Die Wimmerl sind weg, das Ozonloch ist geblieben. Weil es zu oft um Hausaufgaben geht.

Jene, die in der Politik oder von der Politik ständig einmahnen, dass „die Hausaufgaben“ gemacht werden müssten, sind wohl selbst nie in die Schule gegangen. Denn sonst wüssten sie, dass Hausaufgaben grundsätzlich nicht gemacht, abgeschrieben oder in letzter Minute irgendwie hingefetzt werden.

Deswegen sind Schüler, die einen langen Schulweg mit Bus oder Zug absolvieren, meistens recht gut in der Schule. Das bestätigt auch die eigene Vergangenheit. Intensiver als kurz vor der ersten Stunde hat wohl keiner jemals gelernt oder ins Heft gekritzelt (was damals noch „griffeln“ hieß). So sahen die Unterlagen dann auch aus, und als ein Lehrer einmal fragte, ob auf meinem Heft eine Katze einen epileptischen Anfall gehabt hätte, antwortete ich nicht nur wahrheitsgetreu, keine Katze, sondern nur einen Bruder zu haben, sondern prägte mir auch dieses Bild ein, so unkorrekt es auch heute wäre.

Nun erklärt man den eigenen Kindern, bitte schöner zu schreiben und bitte rechtzeitig die Hü zu machen und es ist so sinnlos wie die Bitte, das Licht früher (oder überhaupt) abzudrehen, und dennoch werden diese Sätze wohl in vielen Haushalten fallen. Es gehört zur Folklore wie der vergessene Apfelbutzen in der Schultasche und der Pickel im Gesicht ausgerechnet am Tag des Schulfotos. Nur konnte man diese grausamen Bilder früher nicht quer durchs Internet posten. Wenn man bloß in diesem Alter schon wüsste, dass solche Fotos einen später zum Lachen bringen. Die Tränen jetzt sind dennoch bitter.

Auch damals war der Umweltschutz ein großes Anliegen der Jungen. Die Wimmerl gingen weg, das Ozonloch ist geblieben. Und es kam noch viel dazu. Statt einander gegenseitig Hausaufgaben zuzuschieben, sollte man einmal selbst den Streber raushängen lassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2021)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.