Ein Moskauer Laden des eigenwilligen Unternehmers German Sterligov macht auf Basisversorgung. Bei vielen ist Geld tatsächlich knapp.
Analyse

Parallel zu Putins Welt veranstalten die Russen gerade eine Schuldenorgie

Die hohen Öl- und Gaspreise spülen Unmengen an Geld nach Russland. Der Staat hat riesige Reserven und kaum Schulden. Bei den Menschen aber ist es umgekehrt. Sie stürzen sich in Kredite wie überhaupt noch nie. Wie gefährliche ist die Blase bereits?

Der Rubel in der Staatskasse rollt. Und das in einer Fülle, wie sie das Land seit ganz vielen Jahren nicht gesehen hat. Allein Erdöl, Russlands wichtigstes Exportgut, kostet mit 85 Dollar je Fass so viel wie seit dem epochalen Preissturz 2014 – von zuvor 115 Dollar auf zwischenzeitlich unter 30 Dollar – nur ein einziges Mal kurz im Jahr 2018. Die Notierungen für russisches Erdgas, das zweitwichtigste Exportgut, liegen seit Wochen überhaupt höher als in der Spitze des Rohstoffbooms 2008.

Einer Berechnung der Ratingagentur Fitch zufolge fließen heuer 125 Milliarden Dollar (neun Billionen Rubel) an Einnahmen aus dem Öl- und Gasexport ins Budget bzw. in außerbudgetäre Fonds. Das seien um fast 70 Prozent mehr als im Krisenjahr 2020 und sogar mehr als im Vorkrisenjahr 2019. Und das füllt auch die finanziellen Polster: Die Internationalen Gold- und Währungsreserven liegen seit zwei Monaten deutlich über 600 Mrd. Dollar – so hoch wie noch nie. Der Nationale Wohlfahrtsfonds, ein Puffer für härtere Zeiten, enthält 191 Mrd. Dollar, was bereits zwölf Prozent des BIPs entspricht. Und die Staatsverschuldung, die im EU-Schnitt an die 94 Prozent erreicht, liegt nach wie vor unter 20 Prozent.

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