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Wie grün sind die Hochschulen?

Youth demonstrate calling for action on climate change during the ´Fridays for Future´ school strike, on Heldenplatz in Vienna
Youth demonstrate calling for action on climate change during the ´Fridays for Future´ school strike, on Heldenplatz in Vienna(c) REUTERS (LEONHARD FOEGER)
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Die Bundesregierung will das Land bis 2030 klimaneutral machen. Auf die Unis kommt dabei eine Vorbildrolle zu. Nur wenige werden ihr bisher gerecht.

Global Climate Strike of the movement Fridays for Future, in Vienna
Global Climate Strike of the movement Fridays for Future, in Vienna(c) REUTERS (LEONHARD FOEGER)

Sie drängen auf Veränderung, inzwischen auch auf akademischer Ebene: Die Generation „Fridays for Future“, angeführt von Greta Thunberg, hat den Klimawandel in das Zentrum der politischen Debatte gerückt. In den vergangenen Jahren entstanden so auch zahlreiche (Master-)Studiengänge, die sich mit Umweltressourcen, Klimawandel und Nachhaltigkeit befassen. Nun aber beginnen auch die Hochschulen selbst damit, ihre Organisation unter dem Gesichtspunkt der „Betriebsökologie“ zu beleuchten.

So kündigte etwa die Technische Universität (TU) Graz in diesem Frühjahr an, bis 2030 klimaneutral sein zu wollen. Das bedeutet: Die jährlich ausgestoßenen 22.000 Tonnen CO₂ auf Null zu reduzieren bzw. diese mit klimafreundlichen Maßnahmen zu kompensieren. Elf Millionen Euro investiert die TU Graz in das Vorhaben. Anlass gibt die jüngste Treibhausgasbilanz (THG) der Uni aus dem Jahr 2017. Strom (knapp unter 8000 Tonnen), Fernwärme (4300 Tonnen) und die Dienstreisen der 3600 Mitarbeiter (5000 Tonnen) sind die größten Positionen in der Bilanz.
In einem speziellen Beirat werden seither entsprechende Maßnahmen erarbeitet. Vom Heizen der Gebäude, über die Mobilität der Forschenden und Studierenden bis hin zur Forschung an sich würden alle Bereiche durchleuchtet, wie Rektor Harald Kainz berichtet. Bis zu 15.000 Tonnen CO₂ will er pro Jahr einsparen. Auch das Speiseangebot in der Mensa wurde umgestellt. Für jede Flugreise wird nun innerhalb Europas 100 Euro in eine „Nachhaltigkeitssparbüchse“ einbezahlt. 200 Euro sind fällig, wenn außerhalb Europas geflogen wird. Bis 2030 soll sich die Anzahl der Flugreisen halbieren. Zudem wird für jedes Auto am Uni-Parkplatz, das CO₂ ausstößt, eine zusätzliche Abgabe eingefordert – damit ist die TU in Graz der Arbeitgeber mit dem höchsten Fahrrad-Pendler-Anteil (40 Prozent). Das Geld aus Flugtickets und Parkgebühr fließt anschließend in Nachtzug-Tickets oder Erste-Klasse-Abteile sowie zusätzliche Fahrradstellplätze, Photovoltaik und Bepflanzung. Überlegt wird auch der Kauf von Windrädern. Um am Ende auch an den eigenen Taten gemessen werden zu können, hat die TU Graz das Wegener Center der Universität Graz beauftragt, die Fortschritte jährlich zu evaluieren.Wiener Pioniere. Die Grazer TU feiert man nun als Klima-Vorreiter. Tatsächlich aber ist die Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien schon länger auf dem grünen Pfad unterwegs. Hier wird Wald, Boden, Wasser und Atmosphäre seit knapp 150 Jahren wissenschaftlich erforscht. „Die BOKU hat den Anspruch, die Universität der Nachhaltigkeit zu sein“, sagt Agrarwissenschaftler Werner Zollitsch, Leiter des Zentrums für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit. So war etwa die Pionierin der heimischen Klimawandel-Forschung, Helga Kromp-Kolb, hier jahrzehntelang als Professorin für Meteorologie tätig. In der Betriebsökologie, also in der Einsparung der eigenen Emissionen, sei man aber natürlich „ebenfalls aufgerufen“, Pläne zu entwickeln, sagt Zollitsch. Allerdings: „Ich bin immer sehr vorsichtig, wenn man von ambitionierten Plänen spricht, weil es stark darum geht, wie Klimaneutralität definiert wird.“
Um diese zu standardisieren und die Emissionen vergleichbar zu machen, entwickelte die BOKU in Kooperation mit der TU Graz und dem Umweltbundesamt ein eigenes Analyse-Tool (ClimCalc), das es Hochschulen nun ermöglicht, ihre CO₂-Bilanz zu messen und zu vergleichen. Die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien sowie die Donau-Universität Krems haben ihre CO₂-Bilanz bereits berechnen lassen. Viele weitere, auch im Ausland, sind gerade dabei. Um noch mehr ins Boot zu holen, bieten BOKU und TU Graz den Hochschulen auch Workshops an. „Wir wollen es gemeinsam vorantreiben“, sagt Kainz.

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