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Was ein moderner Wohnbau alles braucht

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Klimaneutrale Heizung und Kühlung sind heute ebenso Thema wie Lösungen, um zu Hause ungestört zu arbeiten.

Die Signale sind eindeutig: Alles geht in Richtung Klimaneutralität – auch im Wohnbau. Die Technologien hierfür seien vorhanden, betont Rudolf Szedenik von ss plus architektur mit Verweis auf Fotovoltaikanlagen, die in Kombination mit Wärmepumpen im modernen Wohnbau bereits großflächig eingesetzt werden.

Beispielhaft hierfür steht etwa eine bestehende Wohnhausanlage am Handelskai in Wien, die das Österreichische Siedlungswerk ÖSW mit einer 1400 Quadratmeter großen Fotovoltaikanlage mit einer Kapazität von rund 270 kW-Peak bestückt, und durch einen Stromspeicher mit einer Kapazität von 400 kWh komplettiert hat. Dadurch können die 300 Wohnungen zu einem großen Teil mit Eigenstrom versorgt werden. Selbst bei einem Zusammenbruch des Stromnetzes könnte der Bau zwei Tage mit eigener Elektrizität versorgt werden. „Das ist für mich die Zukunft“, meint ÖSW-Generaldirektor Michael Pech und merkt an, dass weitere solcher Projekte geplant seien. Derartige Hightech-Lösungen sind in seinen Augen letztlich effizienter als auf die Spitze getriebene Passivhauslösungen.

Vermarktungs-Argument

Diese Entwicklung kommt nicht nur dem Klima, sondern auch der Vermarktung der Wohnobjekte zugute. Das Thema Nachhaltigkeit sei auf dem Wohnungsmarkt mittlerweile voll angekommen, sagt Buwog-Geschäftsführer Andreas Holler: „Lange Zeit wurden Aspekte wie Ressourcenschonung, Energieeffizienz oder Biodiversität von den meisten Kunden entweder unter reinen Kostengesichtspunkten oder als nettes, aber letztlich unwichtiges Beiwerk betrachtet. Heute sind CO2-Ausstoß, Klimaverträglichkeit oder Minimierung der Bodenversiegelung hingegen absolut entscheidungsrelevant.“

Ein weiterer Faktor, der den Wohnbau in jüngster Zeit wesentlich beeinflusst hat, ist die Coronapandemie. „Arbeiten in den eigenen vier Wänden ist in den vergangenen eineinhalb Jahren zu einem breiten Thema geworden“, berichtet Szedenik. Bislang waren Wohnungen dafür nicht konzipiert. Nun versuche man mit cleveren Grundrissen – etwa indem man eine Nische für einen Schreibtisch einplant –, Lösungen für ungestörtes Arbeiten zu Hause zu realisieren. „Eine andere Möglichkeit, die vor allem im Geschoßwohnbau in- frage kommt, sind eigene Arbeitsräume im Gebäude, die gemeinsam genutzt oder von einzelnen Bewohnern gemietet werden können“, sagt der Architekt. Wobei Platz gerade im geförderten Wohnbau ein wichtiges Thema geworden ist. Wohnungen werden in diesem Segment heute kleiner gebaut als früher. Dank cleverer Grundrisse würde zwar hohe Funktionalität geboten, aber gerade in Lockdown-Zeiten wüchse das Bedürfnis nach mehr Platz, weiß Pech: „Ein Zimmer mehr ist allerdings ein Wunsch, den sich viele bei einer Mietwohnung nicht leisten können.“

Wunsch nach mehr Platz

Anders sieht es beim Wohnen im Eigentum aus. „Hier wird längerfristig gedacht, ein zusätzliches Zimmer, eine größere Wohnung ist ein eindeutiger Trend, der sich durch Corona noch verstärkt hat“, führt der Experte aus. Der Wunsch nach mehr Platz beim Wohnen schlägt sich zudem bei den Freiräumen, also Balkonen, Terrassen und Loggien nieder. „Heute wird praktisch kaum noch eine Wohnung ohne Freiraum errichtet“, berichtet Pech. Eine weitere Möglichkeit, um knappen Raum in der Wohnung zu kompensieren, sind Gemeinschaftsräume. Damit diese tatsächlich funktionieren, müsse aber die Bildung einer Hausgemeinschaft gefördert werden oder es ein gutes Management für diese Räume geben, erläutert Szedenik.

Umfeld und Ausstattung

Ganz andere Kriterien bestimmten die Trends im hochpreisigen Segment, weiß Karina Schunker, bei EHL für den Bereich Wohnimmobilien verantwortlich. „Gemeinschaftsräume heißt hier ein Spa-Bereich oder ein Weinkeller mit Verkostungsräumen, das wird als Mehrwert angenommen.“ Eine wichtige Rolle spiele in diesem Bereich nicht nur die hochwertige Ausstattung der Wohnung selbst, sondern auch deren Umfeld, meint sie. Als Beispiel nennt Schunker einen prestigeträchtigen Eingangsbereich. Solch exklusives Wohnen sei nach wie vor gefragt – allerdings in einem sehr kleinen Marktsegment.

AUF EINEN BLICK

Zwei Megatrends bestimmen heute den Wohnbau:

Die Klimaneutralität, die mit nachhaltigen Technologien wie Fotovoltaik in Kombination mit Energiespeichern und Wärmepumpen erreicht werden soll.

Der Wunsch nach mehr Platz und Freiräumen, der durch die Corona-pandemie getriggert wurde. Ersteres kann u. a. durch Gemeinschaftsräume kompensiert werden, Zweiteres betrifft Balkone, Loggien oder Terrassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.10.2021)

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