Literatur

Das Dilemma mit den Daten

Byung-Chul Han untersucht in seinem Buch „Infokratie“ die moderne Disziplinierung in der Arbeitswelt und das intellektuelle Unbehagen an der Digitalisierung.

Es ist zweifellos ein gut lesbares und kaum anstrengendes Büchlein, das der Autor hier in der Reihe „Fröhliche Wissenschaft“ aus dem Berliner Matthes & Seitz Verlag vorgelegt hat. Kompakt, präzis, packend, plausibel. Byung-Chul Han, Professor für Philosophie in Berlin, versteht sein Handwerk. Kurze Wege werden auf kurzweilige Weise durchschritten. Man kann das mit großem Genuss lesen. Mit aller Deutlichkeit werden Antworten gegeben. Ohne Umschweife. Es ist kein Zufall, dass der in Korea geborene Han zu den meistgelesenen und meistzitierten Denkern der Gegenwart gehört. Ebenso gehört er auch zu den Vielschreibern der philosophischen Zunft. Ist da eine Frage, folgt gleich die Antwort. Es ist ein sich selbst befeuerndes Schreiben.

Geistige Happen werden mundgerecht serviert. Bei fortwährender Lektüre wirkt die Selbstsicherheit des Philosophen allerdings beunruhigend. Die Leichtigkeit, mit der da Begriffe gezüchtet werden, ist schon frappierend. Der Neologismen sind nicht wenige, geschätzte zwanzig auf achtzig Seiten. Sogleich werden sie als Begriffe inauguriert, daher auch stets hervorgehoben. Der kursiven Passagen sind auf jeden Fall zu viele. Han kennt nicht nur Dadaisten, sondern auch Dataisten. Dataisten schwebt eine Gesellschaft ohne Politik und ohne kommunikatives Handeln vor, ein „funktionaler Organismus“. „Der Diskurs wird durch Daten ersetzt.“ Da man alles berechnen kann, braucht man nichts mehr zu begründen und zu diskutieren. Eine „datengetriebene Infokratie“ ist die Folge.

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