Frei reisen können. Was für ein Glück. Österreichisch-ungarische Grenze, 2008.
Nationalfeiertag

Warum sollte ich meinen Pass zerreißen?

Manche Menschen vernichten ihren Pass, bevor sie über die Grüne Grenze gehen, sie vergraben ihn, essen ihn auf. Unter welchen Voraussetzungen würde ich das tun? Über ein Dokument, das mir zu fast allen Ländern Zugang gewährt.

Als ich Anfang der 1990er-Jahre erwachsen wurde, staunte ich über die magischen Kräfte, die mir ein österreichischer Reisepass verlieh. Sobald ich alt genug war, einen eigenen zu haben – als ich Kind war, wurdest du noch zuerst im Pass deiner Mutter oder deines Vaters eingetragen –, gab es für mich keine Grenzen mehr. Alle Länder gestatten mir ungehinderten Zugang. Sogar solche, die weit weg waren, in die ich mit dem Schiff fahren musste, wie Albanien, waren problemlos erreichbar.

Ich bestieg den Zug in Salzburg, das Schiff in Triest, landete nach dreitägiger Reise im Hafen von Durrës, ging einige Hundert Meter weit durch staubiges Gelände. Eine geringe Gebühr für das Visum, ein kleiner Aufpreis, weil ich aus dem reichen „Europa“ kam, und ich war da. Ein Stempel zeugte später von meiner Anwesenheit in Albanien im Jahr 1992, wenige Monate nachdem die Statue des Diktators Enver Hoxha auf dem Hauptplatz zu Fall gebracht worden war und sich ihrer äußeren Massivität zum Trotz als hohl erwiesen hatte. Weitere Stempel bestätigten bald auch meine Reisen in den Iran, nach Russland, Kolumbien, nach Costa Rica, Nepal, Israel, Griechenland. Überall war ich willkommen.

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