Bürgermeister

Kirschen, Teufel, KPÖ: Das politisch immer wilde Graz

Die Kommunistin Elke Kahr dürfte künftig in Graz eine dunkelrot-grün-rote Koalition anführen.
Die Kommunistin Elke Kahr dürfte künftig in Graz eine dunkelrot-grün-rote Koalition anführen. ⫻ Christof Hütter Photography
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In der Stadt regierten blaue, rote und schwarze Bürgermeister, nun folgt wohl mit Elke Kahr eine Kommunistin. Aber sind die Grazer wirklich anders?

Viele Machthaber mussten es lernen: Mit Grazern ist nicht gut Kirschen essen. Das war bereits 1920 so, als sich hungernde Hausfrauen beim Bauernmarkt auf dem Kaiser-Josef-Platz gegen steigende Kirschenpreise wehrten. Die Situation eskalierte aber: Stände wurden umgeschmissen, Steine flogen, es kam in der ganzen Stadt zu Kämpfen zwischen sich der Bewegung anschließenden Bürgern und der Exekutive. Am Ende gab es 16 Tote. Die lokale Presse war mit Schuldzuweisung und Abgrenzung beschäftigt. „Nachklänge zum Kirschenrummel: Frau Ludmilla Angleitner ersucht uns, entgegen den Behauptungen der hiesigen sozialdemokratischen Presse festzustellen, dass sie sich an dem Kirschenrummel in keiner Art und Weise beteiligt hat. Sie sei in der Lage, diese Feststellung mit einer größeren Anzahl von Zeugen zu bekräftigen“, schrieb das dem großdeutschen Lager zugerechnete „Grazer Tagblatt“.

Rund hundert Jahre später sind nicht nur die Kirschen in Graz rot. Die KPÖ wurde bei der Gemeinderatswahl im September stärkste Partei. In der Gemeinde, in der schon Sozialdemokraten, ein blauer und zuletzt ein schwarzer Bürgermeister das Szepter in der Hand hielten, soll künftig die Kommunistin Elke Kahr eine linke Koalition anführen. Statt um Kirschen geht es um Wohnungen, Kahrs Erfolg ist auf ihrem Einsatz für Mieter gebettet. Und doch wäre es falsch zu glauben, die Grazer wären begeisterte Kommunisten. Aber warum gibt es in dieser Stadt oft so unterschiedliche Wahlergebnisse?

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