Mit Federn, Haut und Haar

Elementarpädagogik: Die dringlichste aller Reformen

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In Schweden kommen sechs Kinder auf eine Pädagogin, im OECD-Schnitt 14, in Österreich bis zu 25! Aber die Politik hat offenbar Wichtigeres zu tun, als sich um die Zukunft der Gesellschaft zu kümmern.

Am 12.10. protestierten tausende Elementarpädagoginnen im Wiener Votivpark gegen ihre Arbeitsbedingungen: Viel zu wenig Personal und ein unerträglicher Betreuungsschlüssel. Nicht nur in Wien kommen auf eine Pädagogin bis zu 25 (!) Kinder. Viele sind aufgrund permanenter Überforderung am Ende, ertragen es nicht mehr, dass der Kindergarten von der wichtigsten pädagogischen Einrichtung zur Aufbewahrungsstätte degradiert wird und dass ihre Anliegen von Seiten der Politik ignoriert werden – selbst während der Coronamaßnahmenzeit. Man gibt auf, nach oder knapp vor dem Burnout. Um den ärgsten Druck zu lindern, beschäftigt man ungelernte Hilfskräfte. Das ist zwar nett, letztlich aber hilf- und verantwortungslos.

Es ist seit Jahrzehnten gesichertes Wissen, dass Kinderkrippe und -garten die Weichen für ein gelingendes Leben viel nachhaltiger stellen als alles an späterer Bildung. Kinder kommen mit dem Bedürfnis nach zuverlässiger und sensibler Betreuung durch Bindungspersonen in den ersten Monaten und Jahren des Lebens auf die Welt – und nach Aufwachsen in Kontakt mit Tieren und Natur. Werden diese essenziellen Bedürfnisse erfüllt, entwickeln sich Kinder zu selbstsicheren und neugierigen Jugendlichen und Erwachsenen, die offen in die Welt gehen, kompetent Nähe und Distanz regulieren und mit ihren Emotionen gut umgehen können. Sie verfügen über gute „exekutive Funktionen“, gekennzeichnet durch Impulskontrolle, Verlässlichkeit, strategische Fähigkeiten, situationsangepasste Flexibilität und soziale Kompetenz. Mit der Qualität dieser Eigenschaften hängt der Erfolg in Schule, Beruf und Gesellschaft viel stärker zusammen als sogar mit der Intelligenz.

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