Skiweltcup

Als den Buhmännern der Knopf aufging

Roland Leitinger kurvte auf dem Rettenbachferner auf das Weltcup-Podest.
Roland Leitinger kurvte auf dem Rettenbachferner auf das Weltcup-Podest. APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Roland Leitinger verpasst in Sölden nur knapp den Sieg und stellt damit klar: Die viel gescholtenen ÖSV-Riesentorläufer mischen wieder an der Weltspitze mit. Ein Kraftakt, der aus mehreren Gründen beachtlich ist.

Sölden. Für niemanden im Österreichischen Skiverband hatte Marcel Hirschers Rücktritt größere Auswirkungen als für die Riesentorlaufmannschaft. Nicht, weil mit Hirscher der Teamleader abhanden gekommen wäre, der ÖSV-Superstar spielte bekanntlich sein eigenes Programm ab, vielmehr, weil nirgendwo die Ergebnis-Lücke nach seinem Abgang größer war.

Die RTL-Schwäche der ÖSV-Herren hatte sich angekündigt, war von Hirscher aber noch jahrelang überdeckt worden und trat dann in vollem Ausmaß zutage. Fast zwei Jahre lang fuhr man aussichtslos hinterher. Doch der Saisonauftakt in Sölden taugt nun endgültig zur Trendwende.

Gewonnen hat am Sonntag zwar der Schweizer Marco Odermatt, nur sieben Hundertstel dahinter aber landete der Halbzeit-Führende Roland Leitinger auf Platz zwei. Nach Teamkollege Stefan Brennsteiner im Saisonfinish des Vorwinters gelang nun auch dem Salzburger sein erstes RTL-Weltcuppodest und der Befreiungsschlag. „Der Knopf ist sicher weiter offen. Vergangenes Jahr habe ich den Zug am Ski nie so gemerkt wie heute“, sagt Leitinger.

Zwei Läufer zu Podestkandidaten zu formen – Brennsteiner schied auf Top-Fünf-Kurs unglücklich aus – war ein Kraftakt, der angesichts des medialen Dauerfeuers, das auf das RTL-Team niederging, nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Es braucht, so der Anschein, einfach dieses eine Rennen, das den Teufelskreis durchbricht, zumal die skifahrerischen Fähigkeiten ja vorhanden sind, jedenfalls beim Topduo Brennsteiner/Leitinger. Wie in Sölden noch drei weitere Läufer (Mayer, Feller, Schwarz) im ersten Lauf in den Top 20 zu platzieren, war im Vorjahr um diese Zeit noch undenkbar.

„Ich bin jetzt 30 Jahre alt, habe schon einiges mitgemacht, natürlich ist das eine Genugtuung“, sagt Leitinger. Im Umkehrschluss: „Für mich ist es mittlerweile leichter, auch in schönen Zeiten ruhig zu bleiben.“

Irgendwie passend, dass es letztlich auch das Hirscher-Erfolgsteam war, das dem ÖSV-Riesentorlauf wieder auf die Beine half. Mike Pircher, einstiger Privatcoach des achtfachen Gesamtweltcupsiegers, übernahm im Vorjahr die RTL-Gruppe und strahlt seither jene Geduld aus, die nötig war, um wieder in die Erfolgsspur zu finden – auch wenn die Kritik niemanden im Team kalt ließ. An Pirchers Seite von Beginn weg ist auch Ferdinand Hirscher, der sinngemäß erklärte, dass hierzulande kein RTL-Schwung mehr gefahren wird, den nicht er unter die Lupe nimmt. (joe)

Riesentorlauf Sölden

1. Marco Odermatt (SUI) 2:05,94 Min.
2. Roland Leitinger (AUT) +0,07 Sek.

3. Zan Kranjec (SLO) +0,10

Weiters: 4. Caviezel +0,39 5. Pinturault +0,62 13. Schwarz (AUT) +1,14 15. Feller (AUT) +1,25.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.10.2021)

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