Ermittlungen

Patronen in Filmwaffe: Baldwin zielte direkt auf Kamera

Gedenken an die verstorbene Kamerafrau Halyna Hutchins.
Gedenken an die verstorbene Kamerafrau Halyna Hutchins.APA/AFP/DAVID MCNEW
  • Drucken

Ein Regieassistent soll dem Schauspieler versichert haben, dass es sich um eine "kalte Waffe" handelt. Alec Baldwin hat dem Regisseur nach direkt auf die Kamera gezielt.

Nach dem tödlichen Schuss von Hollywood-Star Alec Baldwin auf eine Kamerafrau sind neue Details zu dem Unglück bekanntgeworden. Wie der US-Sender NBC am Sonntag unter Berufung auf das Vernehmungsprotokoll von Regisseur Joel Souza berichtete, zielte Baldwin bei Proben für eine Filmszene mit einer Requisitenwaffe direkt auf die Kamera. Als er die Waffe abfeuerte, wurde die Kamerafrau Halyna Hutchins tödlich getroffen.

Die Polizei hatte Details aus zwei Untersuchungsberichten veröffentlicht. Demnach hatte ein Regieassistent Baldwin bei der Übergabe der Pistole versichert, dass es sich um eine "kalte Waffe" ohne Munition handele. Der Assistent habe nach eigener Aussage nicht gewusst, dass eine Patrone in der Waffe steckte, heißt es.

Baldwin habe Szene mit Waffe geprobt

Der zweite Bericht zitiert Aussagen des bei dem Vorfall verletzten Regisseurs Joel Souza. Dieser sagte demnach, die Crew sei nach einer Mittagspause an das Set zurückgekehrt. Er selbst sei sich aber nicht sicher, ob dabei die Waffe erneut überprüft worden sei. Der 63-jährige Hollywood-Star Baldwin habe dann in einer Kirchen-Szene auf einer Bank gesessen und mit der Waffe eine Szene geprobt.

Das Filmset auf der Bonanza Creek Ranch in New Mexico
Das Filmset auf der Bonanza Creek Ranch in New MexicoVIA REUTERS

Souza (48) selbst habe Kamerafrau Hutchins (42) über die Schulter geschaut, um den Kamerawinkel zu prüfen. Dann habe er etwas gehört, das wie eine Peitsche und dann wie ein lauter Knall klang. Er erinnere sich vage daran, dass sie über Schmerzen im Bauch klagte, sich an den Leib gefasst, dann rückwärts getaumelt und zu Boden gegangen sei. Er selbst habe an der Schulter geblutet und konnte Blut auf Hutchins sehen.Souza bestätigt zudem, dass am Donnerstagmorgen eine neue Kameracrew engagiert werden musste, weil ein davor eingesetztes Team die Produktion im Bundesstaat New Mexico verlassen hatte. Die "Los Angeles Times" hatte am Freitag berichtet, dass sich Mitarbeiter am Set über mangelnde Sicherheitsvorkehrungen beschwert und aus Protest die Produktion verlassen haben sollen. Am Mittwoch will die Polizei bei einer Pressekonferenz über die Ermittlungen informieren, nannte aber noch keine Uhrzeit.

Schon einmal Sicherheitsstandards verletzt?

Der Regieassistent, der Baldwin die Waffe gab, habe bereits bei einer früheren Produktion Sicherheitsstandards verletzt, hatte am Sonntag eine Technikerin für Spezialeffekte und Pyrotechnik dem Sender NBC gesagt. Sie hatte mit dem Assistenten demnach 2019 für die Reihe "Into the Dark" beim Streaminganbieter Hulu gearbeitet. Das Produktionsteam dort erklärte, dass damals keine Beschwerden vorgebracht worden seien.

US-Medien berichteten zudem über Kritik an der 24 Jahre alten Waffenmeisterin, die für die ordnungsgemäße Handhabung aller Waffen am Set zuständig war. "Rust" war erst der zweite Film, an dem sie in dieser Funktion beteiligt war.

Produktionsfirma weist Vorwürfe zurück

Die Produktionsfirma Rust Movie Productions weist die Vorwürfe zurück. Es seien keine offiziellen Beschwerden über die Sicherheit von Waffen oder Requisiten am Set bekannt gewesen, zitierte die "New York Times" aus einer Mitteilung. Die Dreharbeiten zu dem Low-Budget-Western, bei dem Baldwin auch als Produzent mitwirkte, hatten Anfang Oktober auf der Bonanza Creek Ranch begonnen und sind nach dem Unfall unterbrochen worden.

Als Konsequenz aus dem tödlichen Zwischenfall bei "Rust" verbot der US-Sender ABC am Freitag mit sofortiger Wirkung scharfe Munition am Set für seine Serie "The Rookie", wie das Filmmagazin "The Hollywood Reporter" berichtet. Bei früheren Dreharbeiten sei gelegentlich bei Szenen im Freien scharfe Munition verwendet worden, hieß es.

(APA/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Schauspieler Alec Baldwin
Drei Monate danach

Nach Todesschuss bei Baldwin-Dreh: Angehörige könnten klagen

Die Familie der getöteten Kamerafrau soll eine Anwältin für weitere Nachforschungen und für den Fall eines Prozesses wegen widerrechtlicher Tötung eingeschaltet haben.
 Dwayne Johnson
Hollywood

Dwayne Johnson verbietet echte Waffen bei Dreharbeiten

Aufgrund des tragischen Tods einer Kamerafrau bei einem Western-Dreh um Alec Baldwin werde seine Firme in Zukunft auf echte Waffen verzichten, kündigt der Hollywood-Star an.
Gedenken an die erschossene Kamerafrau Halyna Hutchins
USA

Tödliche Schüsse am Filmset: Regieassisent äußert sich

Er sei "erschüttert und traurig" über den Tod der Kamerafrau Halyna Hutchins , sagt David Halls. Er hat Schauspieler Alec Baldwin die geladene Pistole überreicht.
Gedenken an Halyna Hutchins
Ermittlungen

Tod von Kamerafrau: Scharfe Munition am Set

Regieassistent Dave Halls gibt gegenüber der Polizei an, nicht alle Kugeln in der Trommel des Revolvers kontrolliert zu haben. Kamerafrau Halyna Hutchins wurde durch ein "Bleiprojektil" getötet.
Das Filmset in New Mexiko
Hollywood

Tödliche Schüsse bei Filmdreh: Waffe enthielt scharfe Munition

Nach dem Tod einer Kamerafrau bei einem Filmdreh mit Alec Baldwin haben die Behörden Details aus den Ermittlungen verraten: Bei den Waffen handelte es sich nicht bloß um Requisiten, sondern um echte Waffen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.