Pandemie

UN: "Impfnationalismus und Horten bringt alle in Gefahr"

Symbolbild: Impfstoff gegen das Coronavirus
Symbolbild: Impfstoff gegen das Coronavirus (c) Reuters
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UN-Generalsekretär Guterres fordert eine sinnvollere Verteilung der Vakzine gegen das Coronavirus. Auch WHO-Chef Ghebreyesus appelliert an Regierungen und Hersteller.

Anlässlich des Weltgesundheitsgipfels in Berlin hat UN-Generalsekretär António Guterres eine sinnvollere Verteilung von Corona-Impfstoffen gefordert: "Impfnationalismus und Horten von Impfstoff bringt uns alle in Gefahr", sagte er in einer vorab aufgezeichneten Rede am Sonntagabend. Der Chef der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, sagte, Regierungen und Hersteller müssten "viel mehr Impfdosen vor allem an die am stärksten gefährdeten Länder liefern".

Nur so könne die Corona-Pandemie unter Kontrolle gebracht werden, sagte Ghebreyesus weiter. "Der Schaden, den Covid-19 verursacht hat, macht deutlich, dass wir eine stabilere globale Gesundheitsarchitektur und politischen Willen auf höchster Ebene brauchen". Er forderte einen "globalen Pandemie-Pakt".

"Pandemie endet, wenn die Welt sie beenden will"

"Die Pandemie wird enden, wenn die Welt sich entscheidet, sie zu beenden", so Ghebreyesus. Man wisse von fast 50 000 registrierten Todesfällen pro Wochen - damit sei die Pandemie noch lange nicht vorbei. Er erinnerte an das WHO-Ziel, wonach bis Jahresende mindestens 40 Prozent der Menschen in jedem Land geimpft sein sollen. "Dieses Ziel ist erreichbar", betonte Ghebreyesus. Er dankte Deutschland für seine Großzügigkeit, mehr sei aber nötig. Länder, die bereits eine Impfquote von wenigstens 40 Prozent erreicht hätten - darunter alle G20-Staaten - sollten dem UN-Impfprogramm Covax oder der afrikanischen Initiative Avat bei Impfstofflieferungen den Vortritt lassen. "Kein Land kann die Pandemie isoliert vom Rest der Welt beenden", mahnte Ghebreyesus.

Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, sprach sich ebenfalls für mehr internationale Zusammenarbeit aus: "Grenzüberschreitende Gesundheitsbedrohungen müssen grenzüberschreitend bekämpft werden", sagte von der Leyen in der Videoübertragung. "Wir brauchen einen weltweit gültigen Standard für Gesundheitsvorsorge."

Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte: "Lassen Sie uns die Lektionen, die wir auf schmerzvolle Weise lernen mussten, nun nutzen." Laut Spahn ist Deutschland zweitgrößter Geber innerhalb der Anti-Pandemie-Kooperation ACT-A, zu der auch Covax gehört. Bisher habe die Bundesrepublik 2,2 Milliarden Euro beigesteuert, bis zum Jahresende werde man zudem mehr als 100 Millionen Dosen Impfstoff gespendet haben.

Zuvor hatte sich bereits der Vorstandschef der Berliner Charité, Heyo Kroemer, für mehr internationale Zusammenarbeit ausgesprochen. Die weltweite Pandemie habe "auf dramatische Weise gezeigt, dass aufeinander abgestimmte Maßnahmen und ein ungehinderter Austausch von Wissen und Know-How notwendig sind", erklärte er. Die offizielle Eröffnungsveranstaltung des Gipfels sollte am Sonntagabend stattfinden.

Auf einen Blick

Themen des diesjährigen Weltgesundheitsgipfels sind unter anderem Impfgerechtigkeit und Gesundheit als globales Gut sowie künstliche Intelligenz in der Gesundheitsversorgung. Die Veranstaltung, bei der rund 6.000 Expertinnen und Experten aus hundert Nationen über die globale Gesundheitsversorgung diskutieren, dauert bis 26. Oktober und kann online verfolgt werden.

Das 2009 gegründete Forum ist eine hundertprozentige Tochter der Charité und versammelt regelmäßig Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Industrie und Zivilgesellschaft.

(APA/dpa/AFP)

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