Gastbeitrag

Metodo Draghi: Italiens Coronapolitik wirkt

Peter Kufner
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Italiens Premier, Mario Draghi, ist dabei, das Land aus der Pandemie zu führen. Wie ihm das gelingt und welche Probleme es gibt.

Endlich konnten die Italiener wieder ein bisschen stolz sein, als vergangene Woche ausländische Medien mit einer gewissen Bewunderung auf Italien blickten, wo bis heute 132.000 Covidtote zu beklagen sind. So schrieb etwa die „New York Times“, Italien nehme „die mutigste Position in Europa“ ein.Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

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Gemeint waren die von der Regierung ergriffenen Maßnahmen, mit denen am 15. Oktober der Green Pass (in Österreich auch Grüner Pass genannt) verpflichtend auch am Arbeitsplatz eingeführt wurde. Wer im öffentlichen oder privaten Sektor einer Arbeit nachgeht, benötigt einen Grünen Pass. Dem musste sich selbst eine No-Vax-Senatorin der Fünf-Sterne-Bewegung beugen, die aus dem Parlament hinauskomplimentiert wurde. Mit dem Green Pass muss belegt werden, dass man geimpft oder von Covid-19 genesen ist. Alternativ müssen sich Impfverweigerer alle 48 Stunden auf das Coronavirus testen lassen. Die Sanktionen gehen bis zur Aussetzung des Gehalts.

Konflikte und Konsequenz

Schon vor der Einführung war es zu heftigen Protesten gekommen. Neofaschisten, die die No-Vax-Bewegung als Trittbrettfahrer benutzen, stürmten einen Gewerkschaftssitz in Rom. Die Hafenarbeiter von Triest legten die Arbeit nieder und drohten, so lang zu streiken, bis der Green Pass wieder aufgehoben wird. Nach den ersten, zum Teil auch gewalttätigen Ausschreitungen, mit denen die Ordnungskräfte nicht gerechnet hatten, hat das Innenministerium überall mit harter Hand durchgreifen lassen. In der Zwischenzeit sind die großen Protestkundgebungen etwas abgeflaut.

Damit sind längst nicht alle Probleme gelöst. Das beginnt bei der Kontrolle des Green Pass und endet bei den oft zu geringen Testmöglichkeiten. Etwas lässt sich aber schon jetzt feststellen: Die Methode von Mario Draghi wirkt. Die politische Maxime des italienischen Ministerpräsidenten lautet: entschieden und zügig vorgehen, ohne Arroganz, aber auch ohne jemals getroffene Entscheidungen zurückzunehmen, höflich im Auftreten, aber konsequent in der Sache, über Nörgeleien und Kritik hinwegsehen.

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