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Facebook unter verstärktem Druck

Facebook-Chef Zuckerberg will TikTok in die Schranken weisen.
Facebook-Chef Zuckerberg will TikTok in die Schranken weisen.APA/AFP/MANDEL NGAN
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Weitere interne Dokumente von Whistleblowerin Frances Haugen sorgen für Erklärungsbedarf. Indes will der Konzern gegen TikTok aufrüsten.

Menlo Park. Die Publikationen weiterer interner Informationen verstärken den Druck auf Facebook immer mehr. In den am Montag koordiniert erschienenen Berichten großer US-Medien hieß es, Facebook falle es in vielen Ländern schwer, Falschinformationen und Hassreden zu bekämpfen. Während sich das Unternehmen der Probleme bewusst sei, präsentiere es nach außen nur Erfolge. Gründer und Chef Mark Zuckerberg weist alles als „koordinierten Versuch“ zurück, Facebook im falschen Licht darzustellen.

Die Artikel betreffen interne Unterlagen, die von Ex-Mitarbeiterin Frances Haugen heruntergeladen wurden. In London wiederholte sie vor einem Ausschuss des britischen Parlaments am Montag ihre Vorwürfe gegen Facebook und Zuckerberg, Profite über das Wohl der Nutzer gestellt zu haben. Haugen tritt als Whistleblowerin auf und übergab Facebooks Dokumente der Börsenaufsicht SEC und dem US-Kongress.

In den neuen Berichten geht es unter anderem darum, dass Facebook nach der US-Präsidentenwahl die Maßnahmen gegen Falschinformationen schnell gelockert und dadurch Donald Trump und seinen Anhängern Raum für Behauptungen über Wahlfälschung gelassen habe. Den internen Unterlagen zufolge hat Facebook zudem in den USA ein Problem mit jungen Nutzern, die weniger auf die Plattform zugreifen als früher.
Eine Facebook-Sprecherin sagte der „Washington Post“, die Berichte gingen auf ausgewählte Dokumente ohne jeglichen Kontext zurück. Das Online-Netzwerk wies erneut den Kernvorwurf zurück, dass es Profit über das Wohl der Nutzer stelle. Die Wahrheit sei, dass man 13 Mrd. Dollar investiert habe und 40.000 Personen beschäftige, um für die Sicherheit der Nutzer zu sorgen. In London erneuerte Haugen ihre Vorwürfe gegen ihren früheren Arbeitgeber. Der Algorithmus, den Facebook nutze, sei „gefährlich“, sagte sie am Montag vor einem Ausschuss des britischen Parlaments. So würden Beiträge mit vielen Likes und Kommentaren prominent angezeigt, aber gefährliche Inhalte dabei nicht aussortiert. Vielmehr würden polarisierende Inhalte vom Algorithmus „priorisiert“.

Facebook will unterdessen unter dem Konkurrenzdruck des chinesischen Rivalen TikTok attraktiver für junge Nutzer werden. Alle Facebook-Apps bekämen das Ziel, zu besten Diensten für junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 29 Jahren zu werden, sagte Zuckerberg am Montag. Zugleich steckt Facebook Milliarden in den Aufbau einer virtuellen Welt, in der Zuckerberg die nächste Kommunikationsplattform sieht.
Den Videodienst TikTok bezeichnete der Facebook-Chef als „einen der effizientesten Konkurrenten, dem wir je gegenüberstanden“. Konkret scheinen die Pläne unter anderem zu bedeuten, dass bei Facebook und dem Fotodienst Instagram kurze Videos – das TikTok-Kerngeschäft – stärker in den Vordergrund rücken werden. Zuletzt kamen bereits 60 Prozent der Werbeerlöse im Videobereich von Clips im Hochformat, die weniger als 15 Sekunden lang waren.

Gewinnprognosen übertroffen

Beim Konzernumsatz im vergangenen Quartal verfehlte Facebook nun die Erwartungen der Analysten. Sie hatten im Schnitt mit gut 29,5 Mrd. Dollar gerechnet. Facebook schaffte ein Plus von 35 Prozent auf 29 Mrd. Dollar.

Allerdings übertraf der Konzern die Marktprognose beim Gewinn je Aktie. Unterm Strich verdiente Facebook rund 9,2 Mrd. Dollar – ein Plus von 17 Prozent im Jahresvergleich. Die Zahl täglich bei Facebook aktiver Nutzer stieg binnen drei Monaten von 1,91 auf 1,93 Milliarden.

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