Berlin-Briefing

Ein Feiertag für die Trägheit der Demokratie

(c) REUTERS (MICHELE TANTUSSI)
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Der Bundestag zelebrierte die Demut der Macht in einer Zeit, in der die Demokratie unter Druck steht.

Wolfgang Schäuble war sichtlich gut gelaunt, als er mit all seiner Routine ein letztes Mal sein Amt ausübte. Mit einem verschmitzten Lächeln erklärte er einem in Rage geratenen Abgeordneten der Linken: Es habe sich in den vergangenen Jahren nicht als ratsam erwiesen, einer bestimmten Gruppe von Parlamentariern vorzuwerfen, in der „Tradition des Nationalsozialisten“ zu stehen. Auch, wenn diese ihrerseits, wie ein Abgeordneter der AfD zuvor, ihn, Schäuble, mit dem Nationalsozialisten Hermann Göring im Jahr 1933 verglichen hat.

Der Dienstag war der letzte große Auftritt des 79-Jährigen Schäuble, der mehr Lebensjahre im deutschen Parlament verbracht hat, als außerhalb: 49, ein halbes Jahrhundert beinahe. Als mit Bärbel Bas die neue Bundestagspräsidentin gewählt war, machte er das Pult frei. Er begab sich vom zweithöchsten Amt der Bundesrepublik Deutschland zurück auf den Platz eines einfachen Abgeordneten. Kein Zeichen des Widerstandes, nur Demut vor dem Amt und seiner Würde.

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