Protest

Großteil der Regisseurinnen tritt aus Filmregieverband aus

69th Berlinale International Film Festival
69th Berlinale International Film Festival(c) REUTERS (ANNEGRET HILSE)
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Regisseurinnen Barbara Albert, Ruth Beckermann, Marie Kreutzer und Elisabeth Scharang sind aus dem Verband Filmregie Österreich ausgetreten - mitunter wegen der Debatte über eine Geschlechterquote bei der Filmförderung.

Die Debatte um eine Geschlechterquote bei der Filmförderung spaltet die Filmbranche: Nun sind 41 überwiegend weibliche Mitglieder des Verbands Filmregie Österreich aus der Interessensvertretung ausgetreten. Das entspricht ungefähr einem Drittel der Mitglieder und laut Eigenzählung der Ausgetretenen rund 90 Prozent aller Regisseurinnen - darunter Barbara Albert, Ruth Beckermann, Marie Kreutzer und Elisabeth Scharang. Auch einige Männer finden sich unter den Verbandskritikern, so unter anderen Edgar Honetschläger und Michael Palm. Schon vor längerer Zeit ausgestiegen ist Sabine Derflinger.

Die 41 nun Ausgestiegenen fordern eine Interessensvertretung, die "Diversität offensiv unterstützt". Man wolle nun einen Diskussionsprozess über die kommenden Monate hinweg in Gang setzen, dessen Ausgang offen sei. Ziel sei auszuloten, was eine auf Solidarität, Gleichberechtigung und Transparenz beruhende Interessensvertretung im Jahr 2021 ausmachen solle. 

Die Gruppe der 41 fordert nun einen radikalen Kurswechsel in der Vertretung der Regiesparte: "Es ist an der Zeit, eine filmpolitische Ära einzuläuten, die auf Gleichberechtigung, Transparenz und gegenseitigem Respekt beruht."

Dabei spart man in einem gemeinsamen Manifest nicht mit Kritik am bestehenden Verband Filmregie: "Eine lange Geschichte an Ausgrenzung, Intransparenz und respektlosem Umgang nach innen hat die politische Schlagkraft des Verbands Filmregie als wichtige Interessensvertretung der österreichischen Kinofilmregisseur*innen nach außen geschwächt." Beklagt werden mangelnde demokratischen Strukturen und fehlende Dialogbereitschaft. In der Debatte um die Geschlechterquote bei der Fördermittelvergabe habe es nicht einmal das Interesse an der Herstellung eines Minimalkonsenses gegeben - "wenn schon nicht zu einer progressiven, so doch wenigstens zu einer kollektiv-solidarischen Position". Hier hatte der Verband ein anderes Modell befürwortet als letztlich vom Österreichischen Filminstitut als Förderkriterium implementiert wurde.

Betroffen vom Schritt der Kolleginnen und Kollegen zeigte man sich indes beim Verband, möchte von einer Spaltung aber noch nicht sprechen. "Wir kommen hier ein bisschen zum Handkuss", unterstrich der erst seit Ende September im Vorstand sitzende Regisseur Arman T. Riahi. Die Konfliktlinien seien hier schon älter, erläuterte auch Kurdwin Ayub, seit einem Jahr Mitglied des Vorstands. Sie vermute in vielen Fällen persönliche Konflikte hinter dem Vorgehen, zumal sich auf den Generalversammlungen viele nicht eingebracht hätten. "Es war in den vergangenen Jahren wenig Interesse dar, demokratisch beteiligt zu sein", so Ayub.

Gemeinsam appelliert man indes weiterhin an die Ausgetretenen, zusammenzuhalten und den Verband als Interessensvertretung nicht aufzugeben. "Wir spielen hier einem spalterischen Zeitgeist in die Hände, anstatt sich in einem kleinen Land wie Österreich an einen Tisch setzen", so Riahi. Man plane für Ende November eine Versammlung, in der das auch schon zuvor gemachte Angebot, den Verband neu aufzustellen, auf der Tagesordnung stehe, was sich auch an die Secessionistinnen und Secessionisten richte. "Die Hand bleibt immer ausgestreckt", betonte der Regisseur.

Zugleich müsse man betonen, dass man auch nach den Austritten ein Interessensverband bleibe, der viele Perspektive vereine - von Frauen und Männern, Personen mit Migrationshintergrund oder queeren Menschen. "Wir sind eine pluralistische Interessensvertretung", so Riahi.

>> www.austrian-directors.com/

(APA/Red.)

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