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4500 Arbeitsplätze betroffen: Hickhack um Novartis-Standort in Tirol

Sandoz
Sandoz(c) (c) Roland Muehlanger (Roland Muehlanger)
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Der Schweizer Pharmakonzern Novartis prüft eine Trennung seiner Generikatochter Sandoz. Die Produktion steht in Österreich zunehmend unter Preisdruck.

Der Schweizer Pharmariese Novartis prüft den Verkauf seines Generika-Geschäfts. Man werde die Generikatochter Sandoz einer strategischen Prüfung unterziehen, erklärte der Arzneimittelhersteller am Dienstag. „Dabei werden alle Optionen – von der Beibehaltung des Geschäfts bis hin zur Trennung – geprüft, um zu ermitteln, wie der Wert für unsere Aktionäre am besten maximiert werden kann.“

Am Sandoz-Standort in Kundl in Tirol mit 4500 Beschäftigten sorgte die Ankündigung für Verwirrung, nachdem das Unternehmen stets die große Bedeutung des Standortes hervorhob.

Am Mittwoch kalmierte die österreichische Novartis-Spitze. „Es gibt derzeit keine Entscheidung in irgendeine Richtung“, kommentierte Michael Kocher, Novartis-Präsident in Österreich, gegenüber der Tiroler Tageszeitung. Es gäbe nach wie vor „ein großes Commitment zu Sandoz“, versicherte der Österreich-Chef. Ergebnisse würden bis spätestens Ende 2022 kommuniziert. Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) sieht vorerst keine Gefahr für die Arbeitsplätze bei Sandoz: „Das Management hat mir gegenüber beteuert, dass es sich dabei um einen Routineprozess handelt.“

50 Mio. Förderungen zugesagt

Schon 2020 hatte es ein politisches Tauziehen um die Zukunft des Tiroler Standortes – der europaweit einzigen Penicillin-Produktion – gegeben. Damit Novartis die Produktion nicht nach Asien verlagert, hatte die öffentliche Hand beschlossen, dem Unternehmen mit Förderungen in der Höhe von 50 Millionen Euro unter die Arme zu greifen.

Der Tiroler Wirtschaftslandesrat Anton Mattle (ÖVP) zeigte sich verwundert. Er verwies auf Gespräche im Sommer, bei denen das Unternehmen die Wichtigkeit des Standorts in Tirol noch betont habe. Novartis würde derzeit auch kräftig in den Standort investieren, nämlich 150 Mio. Euro, betonte Mattle. Hinzu kämen die zuvor erwähnten Zuschüsse von Bund (45 Mio. Euro) und Land (fünf Mio. Euro). Er sei „optimistisch“ und gehe davon aus, dass der Konzern seine Versprechen hinsichtlich des Standorts einhalten werde, so Mattle.

Sandoz sah sich in Österreich zuletzt zunehmend unter Preisdruck. Falls die mit 31. März auslaufende Preisband-Regelung für Generika nicht verlängert wird, könnte das Preisniveau weiter sinken und eine kostendeckende Produktion am Tiroler Standort Kundl nicht mehr möglich sein, warnte das Unternehmen Mitte Oktober. Ähnlich wären die Folgen, wenn Ärzte künftig nur noch Wirkstoffe und nicht Medikamente verschreiben würden. Vor allem in den USA stünden die Unternehmen unter Druck, weil Versicherungen immer höhere Rabatte durchsetzen.
Wie sehr die Generika-Spalte unter Druck steht, zeigen aktuelle Zahlen. Während die Umsätze mit patentgeschützten Arzneien im dritten Quartal um sieben Prozent auf 10,63 Milliarden Dollar wuchsen, schrumpfte der Sandoz-Umsatz um zwei Prozent auf 2,4 Mrd. Dollar.

(APA/fre)

(ag./fre)

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