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Neos werfen der ÖVP "strukturelle Korruption" vor

Generalsekretär Douglas Hoyos und Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger
Generalsekretär Douglas Hoyos und Neos-Chefin Beate Meinl-ReisingerAPA/GEORG HOCHMUTH
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"Es kann nicht sein, dass Posten nur in der 'Familie' vergeben werden", sagt Generalsekretär Hoyos. Die ÖVP kontert den Vorwürfen.

Die Neos wollen nach den jüngst publik gewordenen Chatprotokollen aus den Reihen der ÖVP nicht zur Tagesordnung übergehen und fordern ein Ende des Postenschachers im Land. "Es kann nicht sein, dass Posten nur in der 'Familie' vergeben werden", meinte Generalsekretär Douglas Hoyos am Donnerstag. Der Begriff "Freunderlwirtschaft" sei verharmlosend, es gehe hier vielmehr um "strukturelle Korruption". Man wolle gegen das "türkise Machtkartell" ankämpfen.

Neben dem früheren ÖBAG-Chef Thomas Schmid zählte Hoyos bei einer Pressekonferenz auch andere Beispiele für Postenschacher-Hinweise aus publizierten Chats zwischen ÖVP-Proponenten auf. Das türkise System, "in dem es nur darum geht, wen man kennt und nicht, was man kann", sei trotz des Rückzugs von Sebastian Kurz (ÖVP) aus dem Kanzleramt nach wie vor da, konstatierte Hoyos. Das System sei "verkommen" und "vollkommen verhabert".

Ziel, „saubere Politik möglich zu machen“ 

Die türkis-grüne Regierung würde einfach gerne weitermachen wie bisher, aber es brauche rasch Gesetzesänderungen, verlangte Hoyos. "Es muss zu einem Umdenken in der Politik kommen." Bei Postenbesetzungen im staatlichen und staatsnahen Bereich müssten die Besten zum Zug kommen und nicht jene, die die besten Kontakte in die Lichtenfelsgasse - also die türkise Parteizentrale - haben, forderte Hoyos. Man müsse endlich "diese Sümpfe trocken legen, um eine saubere Politik möglich zu machen".

Konkret wollen die Neos volle Transparenz bei allen personellen Auswahlprozessen, von öffentlichen Hearings bis zur Offenlegung der Aufträge an Personalberater. Außerdem sollten alle Ausgaben und Einnahmen der Parteien, also auch jede einzelne Parteispende, veröffentlicht werden, wie es bei den Neos bereits der Fall sei, meinte Hoyos. Komplette Transparenz ist aus seiner Sicht auch bei Auftragsvergaben bei allen öffentlichen Ausschreibungen notwendig. Unter der Prämisse "Karriere ohne Kennen" dürfe es außerdem auch innerhalb der Ministerien nur Beförderungen nach Qualifikation geben. Zudem will Hoyos eine Cooling-Off-Phase für Politiker und Mitarbeiter von Parteien, sie sollen 18 Monate lang nicht in den öffentlichen Dienst wechseln dürfen.

Die Gesetzesänderungen hätte Hoyos gerne noch heuer und appellierte besonders an die Grünen. Diese hätten bisher nichts geliefert, verwies er etwa auf die geforderte Medien- und Inseratentransparenz. Die Grünen machen aus Sicht des pinken Abgeordneten "Showpolitik" - sie hätten viel angekündigt, aber wenig umgesetzt. "Man hat ein bisschen den Eindruck, dass die Grünen beim Eintritt in die Ministerien an der Garderobe den Anstand abgegeben haben."

Melchior und Blümel kontern

ÖVP-Generalsekretär Axel Melchior versuchte in einer Aussendung den Ball zurückzuspielen und meinte etwa, dass auf Wiener Ebene "SPÖ-Genossen hochdotierte Posten erhalten" und die Neos dies "unwidersprochen hinnehmen und damit dulden". Finanzminister und ÖVP-Wien-Obmann Gernot Blümel schloss unterdessen in einem Interview mit dem "profil" ein Comeback von Kurz als Kanzler nicht aus. Ein solches hänge "vom Status der zu überprüfenden Vorwürfe ab". Wenn die Justizverfahren gegen Kurz bis zur Parteigremien-Entscheidung über den nächsten Spitzenkandidaten eingestellt seien, "sehe ich überhaupt kein Problem".

(APA)

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