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Krisensicherheit: Entwürfe für Lagezentrum präsentiert

Blick auf das Innenministerium
Blick auf das InnenministeriumDie Presse, Clemens Fabry
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Das Zentrum soll auf einer Fläche von 3500 Quadratmetern entstehen. Baubeginn ist im Herbst 2022. Die Kosten werden auf rund 30 Millionen Euro geschätzt.

Das Innenministerium hat am Freitag erste Entwürfe für das gesamtstaatliche Krisen- und Lagezentrum präsentiert. Auf insgesamt 3500 Quadratmetern im Erd- und Untergeschoss sollen Bereiche für die Sammlung und Aufarbeitung von Informationen sowie zur Präsentation eingerichtet werden. Baubeginn ist im Herbst des kommenden Jahres, die Fertigstellung ist für Mitte 2024 geplant. Die Kosten dafür von bis zu 30 Millionen Eurosollen aus dem laufenden Budget bestritten werden.

Laut Markus Schmoll, der für die bauliche Umsetzung des Projekts zuständig ist, kommt für den Standort des Lagezentrums lediglich das Innenministerium infrage. Das Gebäude aus den 1980er-Jahren am Wiener Minoritenplatz sei nämlich das einzige nicht historische Objekt, weswegen Eingriffe in die Bausubstanz leichter seien. 1000 Quadratmeter würden im Erdgeschoss zur Verfügung stehen, 2500 im Untergeschoss, dass sich zwölf Meter unter der Oberfläche befindet.

Auftrag an Büro "Wehofer Architekten"

Derzeit sei der Vorentwurf abgeschlossen, den Zuschlag für den Auftrag hat das Büro "Wehofer Architekten" bekommen. Auch die Raumfiguration sei bereits grob abgeschlossen, so Schmoll, nun gehe es an die Feinabstimmung. Woran derzeit noch gearbeitet wird, ist ein Konzept für die IT-Struktur. Dabei werde es sich einerseits um ein abhörsicheres geschlossenes System handeln, andererseits müssten Ministeriumsverantwortliche natürlich Zugang zu ihren spezifischen Daten haben.

Auch ein ebenfalls krisenfestes Medienzentrum soll Teil des Komplexes sein. Journalistinnen und Journalisten stehe ein großes Pressefoyer im Erdgeschoss zur Verfügung, wo auch in Extremfällen sicher gearbeitet werden kann. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtung sollen auch zwölf Meter unter der Erde die Tageszeiten simuliert werden, selbst ein "virtuelles" Sichtfenster auf den Minoritenplatz ist aus arbeitspsychologischen Gründen geplant, um sich besser orientieren zu können.

Nicht nur die baulichen, auch die strukturellen Arbeiten zum Lagezentrum sind recht weit fortgeschritten. Laut Wolfgang Nicham vom Innenministerium wolle man den Krisenschutz dabei auf internationales Niveau bringen. Bisherige persönliche Vernetzung zwischen den einzelnen Stellen solle zu einer strukturierten organisatorischen Vernetzung aufgewertet werden. Dadurch erhofft sich die Regierung eine Erhöhung der Reaktionsfähigkeit, besonders in der ersten "Chaosphase" einer potenziellen Krise.

Ein Lagezentrum unter Tag einzurichten, mache schon Sinn, so hatte vor der Präsentation SPÖ-Wehrsprecher Robert Laimer zugestanden. Er schlug allerdings den Stiftsbunker als Ort dafür vor. Dort habe man bereits umfassend Erfahrung gewinnen können. Die Experten im Innenministerium entgegneten dem, dass das Objekt zu weit entfernt vom Regierungsviertel liege.

SPÖ ortet Mängel in türkis-grünen Plänen

Grundsätzlich begrüßt die SPÖ das geplante Krisensicherheitsgesetz der Regierung, ortet aber noch einige Mängel. So werde etwa das herrschende "Kompetenzchaos" nicht gelöst, kritisierte Sicherheitssprecher Reinhold Einwallner in einer Pressekonferenz. In ein Treffen mit den Sicherheitssprechern der Parlamentsparteien am Donnerstag will er konstruktiv gehen. Die Kernkompetenz müsse beim Bundeskanzler und nicht beim Innenminister liegen.

Einwallner sieht in der geplanten Struktur einen "Dschungel an Gremien". Statt des vorgesehenen Regierungsberaters solle es einen Regierungskoordinator - etwa durch einen eigenen Staatssekretär - geben, der ein "ganz anderes Gewicht" habe. Auch die genaue Einbindung des Parlaments in einer Krise sei noch eine ungelöste Frage, so Einwallner. Es brauche Transparenz in allen Phasen. Zudem sei auch eine Verankerung der unteren Ebenen, wie etwa der Kommunen wichtig."

"Die Sicherheitspolitik und die Sicherheitsarchitektur in diesem Land ist neu auszurichten und nicht nur irgendwie anzupassen", forderte Laimer. Für ihn braucht es vor allem eine Abstimmung zwischen Bund und Ländern. Ein solches Gesetz aus dem Boden zu stampfen sei nicht gerade vertrauenserweckend. Das Innenministerium würde sich beim gesamtstaatlichen Lagezentrum zudem über alle anderen Ressorts stellen, was nach Ansicht Laimers verfassungswidrig ist. Diese Kompetenz müsse beim Kanzleramt liegen.

Nehammer sieht "Meilensteine in der Krisenvorsorge"

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) warb ungeachtet der Kritik an seiner Zuständigkeit weiterhin für das Projekt. Krisensicherheitsgesetz und Bundeslagezentrum seien "Meilensteine in der Krisenvorsorge und Krisenbewältigung für Österreich", hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme. "Im Krisenfall laufen im Bundeslagezentrum alle Fäden zusammen, um den zuständigen Ministerien eine effiziente Krisenbewältigung zu ermöglichen und die Bevölkerung schnell zu informieren."

(APA)

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