Camping-Caddy

Caddy California: Die Straße ist mein Schrebergarten

chnell errichtet ist der Vorgarten mit leichtem Mobiliar (oben).
chnell errichtet ist der Vorgarten mit leichtem Mobiliar (oben). Clemens Fabry
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Camping steht hoch im Kurs, und damit trifft das auch auf Reisemobile zu. Bei VW ist der Caddy California eine Alternative zum teuren Bus. Aber für die Sommerferien im nächsten Jahr sollte man noch anders planen.

Wien. Es hat sich vielleicht schon herumgesprochen: Die Campingbranche boomt. Das war schon vor Corona so, aber mit den Unwägbarkeiten einer Pandemie kam ein weiterer Schub hinzu. Speziell Reisemobile jeder Art und Größe stehen hoch im Kurs: Da weiß man schließlich, was man hat – eine Schlafstatt für alle Fälle und damit Urlaub auch ohne Hotels und Fliegerei. Und ein Fahrzeug mit fast garantiertem Werterhalt.


Volkswagen Nutzfahrzeuge hat diesen Trend lang vorweggenommen: Der erste California als Reisebus (mit dem T3 als Basis, 1989) konnte mit Hochdach oder Aufstelldach geordert werden. Seit 2015 ist die sechste Generation unterwegs. Inzwischen sind andere Hersteller gefolgt und bieten reisegerechte Umbauten ihrer Transporter an. Aber der leider sauteure California bleibt wohl der begehrteste Vertreter seiner Zunft. Was ihn auch aus zweiter Hand nicht sehr erschwinglich macht: Junge Gebrauchte sind erstens rar und zweitens kaum unter 80.000 Euro zu haben.

Feldküche

Campingfans der alten Schule lehnen die werkseitig fixfertige (und eher luxuriöse) Patentlösung sowieso ab. Für sie zählt Improvisation und eigenes Geschick beim Umbauen mit kleinem Budget. Aber nicht jeder hat Talent und Muße, einen billig erstandenen Transporter in ein rollendes Mehrbettzimmer umzugestalten. Als günstigere Alternative zum California-Bus ist nun die neue Generation des Caddy als California ins Spiel gekommen: ein kompakter Hochdachkombi, der bei weniger Platzbedarf seine Zwecke vielleicht ebenso erfüllt. Tut er das?

das fast zwei Meter lange Bett ist straff, aber bequem – und gerade breit genug für zwei Erwachsene, die sich gern haben
das fast zwei Meter lange Bett ist straff, aber bequem – und gerade breit genug für zwei Erwachsene, die sich gern habenClemens Fabry


Im Test hatten wir die Maxi-Variante mit über 4,8 m Länge (statt viereinhalb Meter) – dies als Camper, der als Wohnmobil zugelassen ist und unter anderem die Küche oder eher: Kochstelle an Bord hat.
Das Bett im Format 198 x 107 cm gehört beim California zur Grundausstattung. Es ist schnell ausgeklappt, wird vorn an der Karosserie stabil verankert und ist mit Tellerfedern eher straff, aber lässt einen gut liegen. Damit es Platz findet, muss man die Vordersitze ganz nach vorn rücken und mit der Höhenverstellung etwas aus dem Weg pumpen.
Das Bett ist recht hoch im Fahrzeug angebracht, was Stauraum darunter schafft: unter anderem für die Gasflasche, die den ausziehbaren, einflammigen Campingkocher am Heck befeuert. Zusammen mit dem Kästchen samt Bestecklade und Stauraum für Utensilien ist das auch schon die Küche. Den Wetterschutz besorgt die aufgeschwungene Heckklappe, unter der man bis zwei Meter Höhe bequem stehen kann, erweiterbar durch ein optionales Zelt für wettergeschütztes Hantieren in der Feldküche. Stromanschluss und ein eingebauter Wassertank sind nicht vorgesehen. Dafür Campingmöbel, zwei Sessel und ein Tisch in leichter Ausführung, die man einer Zipptasche entnimmt.
Ebenfalls in Taschen sauber untergebracht sind die Elemente zum Abdunkeln der Scheiben – mit Magneten zum Befestigen weniger Schistelei als befürchtet. Das bewegliche Schrebergartenhaus ist mit etwas Übung (sicher nicht beim ersten Mal) schneller errichtet, als ein Spiegelei in der Pfanne braucht.

Das Cockpit und das Fahren sind auf Golf-Niveau.
Das Cockpit und das Fahren sind auf Golf-Niveau.Clemens Fabry


Was man beim Campieren weniger merkt: Der neue Caddy greift auf eine andere Plattform zurück, und zwar auf jene des Golfs und der Derivate, was ihn im Fahrbetrieb einem normalen Pkw gleichmacht. Auf Wunsch mit kompletter Ausrüstung wie unser Testexemplar: Automatik (DSG), Zweiliter-Diesel mit 122 PS, zweiter Schiebtüre und alles an Assistenz und Komfort, wie man es auch im Golf haben kann. Damit ist der Caddy California ein geeignetes Erstauto, denn das Wohn- und Liegemobiliar kann man ausbauen, um im Alltag freien Platz zu haben und das zusätzlicher Gewicht nicht mitschleppen zu müssen. Im Bus bleibt einem doch das enorme Gewicht (und die Größe), was im Alltag keine effiziente Fortbewegung darstellt. Dass im Caddy nur zwei Personen schlafen können und nicht vier wie im Bus, lässt sich mit einem Zelt lösen. Ebenso sind die Turnerei unters Hochdach über die Vordersitze und der Zwang zur Akrobatik im engen Raum da oben nicht für alle das Richtige. Denken wir jetzt an ein älteres Pärchen, ist der Caddy California eine durchaus brauchbare Lösung für den Urlaub auf oder nahe der Straße.

Kombi-Utensil mit Bestecklade und etwas Stauraum: Der ausziehbare Kocher am Heck ist einflammig, die Gasflasche hat ihren Platz versteckt dahinter.
Kombi-Utensil mit Bestecklade und etwas Stauraum: Der ausziehbare Kocher am Heck ist einflammig, die Gasflasche hat ihren Platz versteckt dahinter. Clemens Fabry


Sparen lässt sich am ehesten beim Antrieb. In erwähnter Ausrüstung beginnt der Preis bei über 40.000 Euro, dazu kommt eine lange Liste an Extras – manches, aber nicht alles muss sein. Der nächste Sommer geht sich übrigens sowieso nicht aus: Die Lieferfrist beginnt aktuell bei einem Jahr.

VW Caddy California Maxi Camper

Maße (Maxi) L/B/H 4853/1855 (2010 m. Rsp.)/1836 mm. Radstand 2970 mm. Leergewicht 1834 kg. Ladevolumen max. 1720-3105 Liter.
Motor R4-Zylinder-Turbodiesel, 1968 ccm. Max. 90 kW (122 PS), 320 Nm. 0-100 km/h in 118 sec, Vmax 186 km/h. Frontantrieb, Siebengang-DSG.
Testverbrauch 6,5 l/100 km.
Preis ab 41.230 Euro.

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