Rechnungshof

Lipizzaner in Nöten: Zu viele Vorstellungen, schlechte Haltung

Die weißen Hengste werden oft bestaunt, sind aber schlecht gehalten.
Die weißen Hengste werden oft bestaunt, sind aber schlecht gehalten. APA
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Ein neuer Prüfbericht geißelt zahlreiche Missstände in der Behandlung der weißen Pferde, die als österreichische Institution gelten.

Wien. Es sind dann stattliche 42 Empfehlungen geworden, die die Prüfer des Rechnungshofs an das Landwirtschaftsministerium und die Spanische Hofreitschule formuliert haben. So soll der Trainingsplan der Lipizzaner an geltende pferdesportmedizinische Standards angepasst werden. Keine Selbstverständlichkeit?

Der Rechnungshof hat in einem am Freitag vorgelegten Bericht die Haltungsbedingungen der Hengste der Spanischen Hofreitschule in Wien deutlich kritisiert. Demnach haben die Tiere zu wenig Bewegung. Laut den Prüfern geht aus den Aufzeichnungen nicht einmal hervor, ob die in der Innenstadt untergebrachten Tiere zumindest einmal täglich bewegt wurden. Die Prüfer bemängelten außerdem, dass in Vorführungen Pferde eingesetzt wurden, deren körperliche Konstitution dies nicht zuließ. Der Bericht brachte zudem zutage, dass aufgrund des wirtschaftlichen Drucks Hengste so oft eingesetzt wurden, das sich dies zulasten der Gesundheit der Pferde auswirkte. Die wirtschaftliche Lage erforderte immer mehr Vorführungen, die Zahl der Pferde blieb aber nahezu unverändert. 382 Tiere betrug der Bestand 2019.

Die Pferdehaltung in der Stallburg der Wiener Hofburg entsprach aufgrund der baulichen Gegebenheiten und der fehlenden Flächen zur freien Bewegung nur eingeschränkt den heutigen Anforderungen des Tierschutzes, kritisierte der Rechnungshof. Das führte laut Rechnungshof neben anderen Faktoren dazu, dass die Hengste krankheitsbedingt nicht mehr eingesetzt werden konnten. Außerdem war die Belüftungsanlage seit Jahren außer Betrieb, die Belüftung erfolgte nur über die Fenster und Tore. Im Sommer 2021 haben die Lipizzaner Koppeln im Burggarten erhalten.

Und auch noch Geld-Probleme

Neben den schlechten Haltungsbedingungen der Tiere hat die Spanische Hofreitschule auch finanzielle Probleme, und das bereits seit dem Jahr 2001. Der Rechnungshof hält im Bericht kritisch fest, dass die Hofreitschul-Gesellschaft 2014 sogar in ihrem wirtschaftlichen Bestand gefährdet war. Seit 2009 erhält die Gesellschaft vom Landwirtschaftsministerium jährlich eine Zuchtförderung, die wirtschaftlich gesehen einen unverzichtbaren Teil der Einnahmen darstellt. Der RH bemängelte nun, dass die Zusage eines jährlichen finanziellen Zuschusses von bis zu einer Million Euro keine mittelfristige Planungssicherheit gewährleistet. Dem Ministerium wird empfohlen, die jährlichen finanziellen Zuschüsse in Form einer Förderung durch eine mehrjährige Basisabgeltung zu ersetzen. Außerdem empfehlen die Prüfer, mit der Hofreitschule eine verbindliche mehrjährige Leistungsvereinbarung zur effizienten Leistungserbringung und Finanzierung abzuschließen.
Die Spanische Hofreitschule - Lipizzanergestüt Piber ist eine Gesellschaft öffentlichen Rechts und steht zu 100 Prozent im Eigentum der Republik Österreich. Der vom RH überprüfte Zeitraum umfasste die Jahre 2014 bis 2019.

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