Mariana Di Girólamo als eigenwillige Tänzerin in Pablo Larraíns „Ema“.
Streamingtipps

Diese Arthouse-Regiestars müssen Sie kennen

Bis 31. 10. zeigt die Viennale noch Kunstkino-Blockbuster – ein regelrechtes Who's who der Filmfestivalszene. Wer will, kann sich hierzu auch online weiterbilden: Wir empfehlen, was es derzeit von den Autorenfilm-Granden zum Streamen gibt.

Pablo Larraín

Tausendsassa aus Chile

Kaum ein Filmemacher der Gegenwart schafft den Spagat zwischen Kunst, Pop und Prestige so elegant wie der chilenische Wunderwuzzi Pablo Larraín. Mit einer raffinierten Trilogie über die Pinochet-Diktatur zementierte er seinen Status als Kunstkino-Aushängeschild seines Heimatlandes. 2016 trotzte sein Film über Pablo Neruda dem ausgeleierten „Biopic“-Genre neue Facetten ab, im selben Jahr setzte „Jackie“ mit Natalie Portman – ein Porträt Jacqueline Kennedys im Schatten der Ermordung ihres Präsidentengatten – noch eines darauf. Und ebnete den Weg für Larraíns Lady-Di-Ballade „Spencer“ (heuer bei der Viennale), deren Star Kristen Stewart bereits als Oscar-Kandidatin gehandelt wird.

Dazwischen fand der Vielfilmer (der im Verbund mit seinem Bruder auch als Produzent erfolgreich ist) Zeit für das pulsierende Drama „Ema“ (Amazon), worin eine ungebärdige Tänzerin nicht nur Gael García Bernal lustvoll vor den Kopf stößt. Für einen gewitzten Videofonie-Sketch im Rahmen des Corona-Portmanteaus „Homemade“ (Netflix). Und für die edelpoetische Stephen-King-Serie „Lisey's Story“ (Apple TV+), mit Julianne Moore in der Hauptrolle. Stilistisch lässt sich Larraín alldieweil nicht festlegen – doch seine erlesene Bildsprache ist immer für Überraschungen gut.

Mia Hansen-Løve

Poetin der Veränderung

„Bergman Island“ sei Mia Hansen-Løves „persönlichster Film bisher“, titelte unlängst das US-Onlinemagazin „Indie Wire“ – dabei gilt das für fast jede neue Arbeit der 40-jährigen Französin. Schon ihr Debüt „Tout est pardonné“ (2007, bei Mubi), eine Vater-Tochter-Beziehungskiste zwischen Wien und Paris, schöpfte aus persönlichen Erfahrungen. Längst sind Hansen-Løves zwanglos dahinfließenden Studien menschlicher Wandlung und Entwicklung in der Arthaus-Oberliga angekommen. Ihr erster Auftritt als Darstellerin erfolgte übrigens 1998: in „Ende August, Anfang September“ (Mubi), einem Film ihres langjährigen Partners, Olivier Assayas – der wiederum für den von Tim Roth gespielten Regisseur im Paarporträt „Bergman Island“ Pate stand.

Paul Schrader und Abel Ferrara

Die Unversöhnten

Diese alten weißen Männer haben es immer noch drauf! Paul Schrader, seit seinem Drehbuch für Martin Scorseses „Taxi Driver“ (1976) kantiger Hollywood-Renegat, verhandelt in wechselndem Genre-Gewand (religiöse) Schuldfragen – jüngst etwa im Casino-Thriller „The Card Counter“. „Cat People“ (Sky), „Dying of the Light“ und „Dog Eat Dog“ (beide Amazon) sind in Streaming-Abos verfügbar. Raubein Abel Ferrara hat Katholizismus indes gegen Buddhismus eingetauscht. Seine Filme sind aber immer noch wild, wie „Zeroes and Ones“ bei der Viennale beweist. Online verfügbar ist „Welcome to New York“ (Sky) mit Gérard Depardieu und der sanftere „Tommaso“ (Amazon) mit Ferrara-Stammdarsteller Willem Dafoe.

Gaspar Noé

Enfant terrible forever

Einst schockte er die Filmwelt mit dem Vergewaltigungsdrama „Irreversibel“ (Amazon). 2015 zeigte er in „Love“ (Mubi) expliziten Sex in 3-D. In seinem Viennale-Beitrag „Vortex“ geht es nunmehr um den Tod: Gaspar Noé bleibt in extremis.

Andrea Arnold

Sozialrealismus mit Gefühl

Bei der zweiten Staffel der Serie „Big Little Lies“ (Sky) hatte Andrea Arnold angeblich Schwierigkeiten, ihren aus Sozialdramen wie „Fish Tank“ (Amazon) bekannten, ungestüm sinnlichen Stil durchzusetzen. Die in Wien gezeigte Kuh-Doku „Cow“ war da wohl eine Kur.

François Ozon

Unermüdlicher Gestaltwandler

François Ozon ist das Euro-Pendant zum US-Regie-Chamäleon Steven Soderbergh: Obwohl alle seine Arbeiten von einer spröden, könnerhaften Glätte gekennzeichnet sind, gleicht letztlich keine der anderen. Einen Film pro Jahr schmeißt Ozon gemeinhin auf den Markt. Darunter u. a. das Porträt eines Callgirls („Jung & Schön “, Sky), ein Drama über Geschlechtertausch („Eine neue Freundin“, Sky), ein schwarz-weißer Kostümfilm über Weltkriegsnachwehen („Frantz“, Amazon) und ein trashiger Psychothriller über eine gedoppelte Affäre („Der andere Liebhaber“, Sky).

Céline Sciamma

Feinfühlige Vorkämpferin

Seit „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ (Amazon) gilt die 42-jährige Céline Sciamma als Galionsfigur des queer-feministischen Kunstkinos Europas. Zuvor sorgte sie mit ihrem Debüt „Water Lilies“ und der Coming-of-Age-Story „Tomboy“ für Aufsehen (beide Mubi), reüssierte aber auch als Drehbuchautorin für Veteranen wie André Téchiné („Mit Siebzehn“, Amazon) oder berückende Animationsfilme („Mein Leben als Zucchini“, Amazon).

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