COP26

Schicksalstage für den Planeten?

Archivbild, aufgenommen in Lyon (Frankreich).
Archivbild, aufgenommen in Lyon (Frankreich).APA/AFP/PHILIPPE DESMAZES
  • Drucken

Nach 30 Jahren Klimapolitik hat die Welt nur wenig vorzuweisen. In Glasgow starten die Länder den nächsten Versuch, die Erderhitzung einzudämmen. Der Druck ist enorm – die Aussichten nicht unbedingt.

Glasgow. Das Drehbuch stimmt: Kurz vor Beginn der 26. Weltklimakonferenz wird Gastgeber Schottland von den verheerendsten Fluten seit Jahren heimgesucht. Auch Glasgow steht unter Wasser. Ab Sonntag werden hier 196 Staaten bis Mitte November verhandeln, wie sie die nahende Klimakrise abwenden sollen. Die Latte liegt hoch: Ein Jahr voll Hochwasser, Dürren und Waldbränden haben den Blick für die Gefahren der Erderwärmung geschärft. Umweltschützer, Medien und auch manche Politiker hypten das Treffen deshalb auch zum „Gipfel der letzten Chance“. Wie jede Klimakonferenz der Vereinten Nationen ist auch die COP26 in Glasgow vor allem hochpolitisch, komplex und sehr emotional. Es geht um Geld, Schuld – und um das Ende einer Welt, deren Wohlstand von Kohle, Öl und Gas abhängt. Kann der Gipfel diesen hohen Erwartungen gerecht werden? Eine Einordnung.

1. Wie ist die Ausgangslage? Ist die Klimakonferenz in Glasgow wirklich die letzte Chance?

Fakt ist, die Menschheit hat den Planeten in seinen wärmsten Zustand seit 100.000 Jahren getrieben, sagt der Weltklimarat IPCC. Die Konzentration von schädlichen Treibhausgasen in der Atmosphäre ist so hoch wie nie zuvor. Und allen Versprechen der Regierungen zum Trotz steigen die Emissionen unbeirrt an. Wissenschaftler fordern die sofortige und drastische Reduktion des CO2-Ausstoßes, um fatale Folgewirkungen wie Hungersnöte und zu hohen Migrationsdruck zu vermeiden. Allein in Asien leben Hunderte Millionen Menschen direkt an der Küste. Ein Anstieg des Meeresspiegels, aber auch eine Zunahme an Fluten, Hitzewellen und Stürmen träfe sie hart. Gleichzeitig sind es die wachstumsstarken Volkswirtschaften in Asien, die den Großteil der steigenden Kohlendioxid-Emissionen der nächsten Jahre beisteuern werden. Die COP26 ist eine Bühne, auf der entscheidende Weichen für den Klimaschutz gestellt werden sollen. Aber sie ist nicht die einzige – und nicht die letzte.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

USA

Vorreiter und Nachzügler – ein Land in zwei Geschwindigkeiten

Leuchtturmprojekte für Solarenergie in Kalifornien und Braunkohle-Abbau in West Virginia: Der Riss, der sich durch die Nation zieht, zeigt sich auch beim Umweltschutz. Die Biden-Regierung hat sich große Ziele gesteckt. Sie muss mit Rückschlägen leben und sich mit Klein-Klein begnügen.
. 24/10/2021. Gretna, United Kingdom. Walking with Polar Bear to COP26 to highlight Climate Crisis. Bamber Hawes (left)
Vereinte Nationen

Klima-Versprechen werden nicht gehalten

Das Ausmaß der Versprechungen, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren, ist zu gering, das Geld für klimaschonende Maßnahmen ebenfalls. Das zeigt ein Bericht der Vereinten Nationen.
Eisbär in einem Vorort der russischen Industriestadt Norilsk.
Klimastudien

Wie wasserdicht ist der IPCC-Klimabericht?

Kurz vor Start der Klimakonferenz wird gemeldet, es sei versucht worden, IPCC-Berichte zu verwässern. Wie wasserdicht sind sie? Was steckt dahinter?
Braunkohletagebau Welzow-Sued
EU

Deutschland muss wegen verpasster EU-Klimaziele zahlen

21 Staaten, darunter auch Österreich, haben die Vorgaben für 2020 erfüllt. Deutschland wird nun 22 Millionen Emissions-Einheiten zukaufen müssen.
Saudi-Arabien will bis 2060 komplett CO2-neutral werden.
Morgenglosse

Strenger, grüner, schöner: Klimaschutz als staatliche Imagepolitur

Kurz vor dem Weltklimagipfel wird die Liste der Länder, die plötzlich klimaneutral werden wollen, fast täglich länger. Doch viele der schönen Versprechen dienen bei Tageslicht betrachtet vor allem der Eigen-PR der Regierungen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.