Georg Zachmann vom Thinktank Bruegel ist trotz der aktuellen Energiekrise zuversichtlich. Die EU müsse aber glaubwürdigere Klimamaßnahmen ergreifen, um Investitionssicherheit zu schaffen.
Die Presse: Hat Sie die Eskalation an den Energiemärkten überrascht?
Georg Zachmann: Wir hatten bezüglich des Gasmarktes schon vor vier, fünf Jahren befürchtet, dass es ein paar Trends gibt, die dazu führen könnten, dass die Abhängigkeit von einigen wenigen Versorgern steigt – und damit das Potenzial, Marktmacht auszuüben. Die europäische Gaserzeugung ist kontinuierlich gesunken. Wenn wir gleichzeitig aus der Kohleverstromung rausgehen, war unsere Annahme, dass wir genauso viel oder zwischenzeitlich sogar mehr Gas brauchen würden. Die Hoffnung war immer, dass man das über den Markt für verflüssigtes Erdgas abpuffern kann. Der ist aber zurzeit enorm eng. Die Preise in Asien sind gigantisch, höher als in Europa. Die Amerikaner haben auch hohe Gaspreise auf ihrem nationalen Gasmarkt. In der Türkei stieg die Nachfrage heuer um 25 Prozent. Das alles zeigt, dass sich der Gasmarkt verändert hat – was wir eigentlich auch wollten.