Totenschädel als lukratives Geschäft: Viele sehen in Halloween ein gutes Argument für ihren Antiamerikanismus. Aber sie irren sich.
Religion und Party

Halloween war immer schon unser Fest

Von wegen amerikanischer Kulturimperialismus: Der schräge bis schrille Vorabend von Allerheiligen hat alle seine Wurzeln in good old Europe. Aber sind sie nun heidnisch, christlich oder gar satanisch?

Fürwahr, Herr Pfarrer! Halloween, das sind doch nur „seltsame, abergläubische, heidnische und höchst tadelnswerte Bräuche“, ein Frevel gegen „die guten Sitten und die christliche Religion“. Er hätte ergänzen können: Kinderkram, Kommerz und amerikanischer Kulturimperialismus, gänzlich unpassend zum stillen Gedenken an unsere lieben Verstorbenen. Aber halt: Dieser John Marius Wilson war Schotte, er schrieb den Eintrag für seine „Rural Cyclopedia“ schon 1847, und dort ist auch zu lesen: „Halloween gilt bei der Landbevölkerung Großbritanniens seit Langem als einer der Höhepunkte des Jahres und wird mit viel Jubel und Trubel begangen.“ Na gut, also ist es eine Unsitte der Angelsachsen. Von irgendwoher mussten es die kulturlosen Amis ja haben, und jetzt leiden wir zarten Seelen am Kontinent unter dem schrillen Reimport.

Allein schon dieses „Trick or Treat“, wenn freche Kinder mit Gruselfratzen von Haus zu Haus gehen und unter Androhung von Streichen Süßigkeiten schnorren: Das wäre uns nie eingefallen! Seriously? Und wie ist das mit den Tirolern, die sich seit Jahrhunderten Tiermasken aufsetzen und an jeder Tür um Allerheiligenstriezel betteln? In Schwaben heißt er Seelenbrezel, in Franken Seelenzopf, in Oberbayern Seelenwecken.

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